# 11 Gestatten, Mr. Vampire! (Teil I & II)
Was für eine Woche, Weirdos, manchmal hat man das Gefühl als ob die ganze Welt verrückt wird, haha! Was hat sich so zugetragen zwischen Halloween und Guy Fawke’s Day? Ich für meinen Teil habe einer meiner althergebrachten Leidenschaften gefröhnt, nämlich dem guten alten Hong Kong Kino.
Diese Woche präsentiere ich euch also die ersten beiden Teile einer der beliebtesten Filmreihen der Achtziger Jahre: „Mr. Vampire“!
„Jiangshi“ (殭屍) bedeutet zu deutsch „erstarrte Leiche“ und bezeichnet einen Untoten, der sich nach seinem Tode erhebt, um von der Lebensenergie seiner Opfer zu zehren. Da das Blut nach dem Tode gerinnt und die Glieder starr werden, ist der „Jiangshi“ in seinen Bewegungen eingeschränkt und kann sich nur steif und „hüpfend“ fortbewegen. Der legendäre „hüpfende Vampir“ der chinesichen Mythologie findet schon seit vielen Jahrhunderten in Schauergeschichten aber auch medizinischen Traktaten kaiserlicher Ärzte Erwähnung. In China stellt man sich den „Jiangshi“ gerne als toten Höfling in Robe und Kopfbedeckung vor, der sich nachts krallenbewert, blau angelaufen und mit spitzen Zähnen auf die Jagd nach den Lebenden macht. Um einen ruhelosen Untoten zu bändigen, braucht es meist einen erfahrenen daoistischen Priester, der den Vampir mit einem Bannspruch, der ihm auf die Stirn geklebt oder genagelt wird, unschädlich macht und ihn dann in einem speziellen Ritus beerdigt. Neben zahllosen Legenden über die Eigenschaften der Jiangshi gibt es natürlich auch endlose Hausmittel mit denen man sich zur Wehr setzen kann und so mag man manche Variation der „hüpfenden Vampire“ in Geschichten und Filmen der Vergangenheit und Zukunft aufstöbern, die dem Mythos neue erbauliche Anekdoten hinzufügen.
Mr. Vampire (1985)
Mit „Mr. Vampire“ setzte Sammo Hung (berühmter „Bruder“ Jackie Chan’s aus der „Painted Faces“-Truppe) seine Horror-Action-Comedy-Erfolge fort, die er 1980 mit seinem Kassenschlager „Close Encounters of the Spooky Kind“ geerntet hatte. Als Produzent war er maßgeblich an der Konzipierung von Ricky Laus „Mr. Vampire“ beteiligt, der 1986 in fast allen entscheidenden Disziplinen die „Hong Kong Film Awards“ abgraste.
In „Mr. Vampire“ geht es um den daoistischen Tempelpriester Kau (Lam Ching-ying), der mit Vampiren bereits einschlägige Erfahrungen gemacht hat und sogar einige davon in seinem Tempel zwischenlagert. Mit seinen wenig zuverlässigen Assistenten (Ricky Hui und Chin Siu-ho) übernimmt er den Auftrag, das Familiengrab eines Großunternehmers zu verlegen, entdeckt dabei aber, daß der Vater ihres Auftraggebers nach der Beerdigung zu einem Vampir wurde (offenbar hatte man ihn nicht sachgemäß bestattet). Natürlich kommt es trotz kompliziertester Rituale zum Schlimmsten und der mächtige Vampir bricht aus den Tempel aus und beisst sogar einen der nichtsnutzigen Assistenten während sich der andere obendrein in eine Geisterfrau verliebt. Bald ist das Chaos perfekt und Priester Kau hat alle Hände voll zu tun, die Lage wieder in den Griff zu bekommen. Dabei kommen ihm nicht nur sämtliche Untote in die Quere sondern auch der größenwahnsinnige Polizeichef der Stadt, der Kau als Mörder verhaftet und mit Brandeisen und politischen Parolen zum Geständnis zwingen will.
„Mr. Vampire“ bietet beste Unterhaltung, Unmengen an stumpf- und feinsinnigen Witzen, Slapstick und bestens choreographierte Action. Bezeiten unheimlich, abgedreht oder auch völlig atemlos hat sich der Film seinen Ruhm zu Recht verdient und Lam Ching-ying als Vampirjäger bleibt jedem Filmfan unvergesslich. Ricky Hui (bekannt aus vielen Filmen seines Bruders Michael Hui, wie z.B. „Ente gut alles gut“) als vertrottelter Tempelazubi rackert sich in so unzähligen Slapsticknummern ab, daß er vermutlich auf alle Zeit dem Typecast zum Opfer fallen wird. Legendär ist unter anderem die Szene, in der sein Chef ihm befielt, sich ständig zu bewegen, damit er nach dem Vampirbiss nicht steif wird und danach ständig lächerlich tanzend durch die Szene eiert. Die Vampireffekte, das Makeup und das Produktionsdesign verleihen dem Film seine einmalige Stimmung und begeistern ein ums andere Mal mit einem gekonnten Geisterbahneffekt nach dem der Zuschauer gespannt auf den nächsten warten darf und selten enttäuscht wird.
Wer als Fan chinesischer Filme „Mr. Vampire“ noch nicht gesehen hat, darf bedenkenlos zuschlagen. Eine wunderbare Honk-Kong-Horrorkomödie mit robustem Konzept, Darstellern in Bestform und reichlich „Jiangshi“. Anschauen!
HongKong-Film-Fan-Bewertung [rating:5/5]
Mr. Vampire 2 (1986)
Autsch. Gleiches Team aber Griff ins Klo! Um möglichst schnell an den Erfolg des ersten Teils anzuknüpfen kurbelte Ricky Lau schnell einen zweiten Teil runter und so landete 1986 bereits „Mr. Vampire 2“ in den asiatischen Kinos. Offenbar hielt man es seitens der Produzenten für eine besonders gute Idee, alle bisher abgeschreckten Zielgruppen, nämlich Kinder und rührseelige Menschen, in die aktuelle Rechnung mit einzubeziehen und entschied sich für eine Hand voll Zutaten, die bei manchem Fan des Vorgängers mehr zum Brechbreiz als zum Kaufreiz führten.
In „Mr. Vampire 2“ führt uns die völlig wahllose Handlung in die (1986er) Gegenwart: Ein Archäologe und seine zwei trotteligen Assistenten (hust!) graben eine Familie von Untoten aus und transportieren sie zum Weiterverkauf in ihr Lagerhaus. Dabei lösen sich natürlich die Bannpapiere von der Stirn der Leichen und wieder einmal gibts das programmatische Vampirchaos. Das Vampirkind macht sich dabei auf die hüpfenden Socken und lernt die Kinder einer Nachbarfamilie kennen, mit denen es dämliche Abenteuer und grenzdebile Montage-Szenen durchlebt (und die wir durchleiden). Ein daoistischer Priester (Lam Ching-ying) bekommt Wind von den Vampiren und macht sich zusammen mit seinem Schwiegersohn (Yuen Biao) auf die Jagd. Am Ende findet sich die Vampirfamilie doch tatsächlich wieder zusammen und alles wär fein, hätten die Untoten nicht schon in paar Male herzhaft zugebissen.
Trotz Lam Ching-ying und Yuen Biao vor der Kamera und Hung und Lam hinter der selbigen kann man diese Schimäre aus Horrorfilm, Ulkklamotte und Familiensuppe nur als absolutes und oboletes Debakel bezeichnen. Ob es die strunzdumme Spieluhrmusik ist, die jede der ach so süßen Vampirkind-Szenen begleitet oder die übergewichtigen Kinder, die in Schlafanzug und Unterwäsche durch die Nacht schunkeln oder die Stalinorgel schlechten Geschmacks, die ständig halbgare Witze ins Publikum feuert. Klar , ab und an verieht man verschämt schmunzelnd das Gesicht, mehr aber auch nicht. Tolle Darsteller und ein ganzes Budget verheizt hat man in „Mr. Vampire 2“, aber glücklichweise hat der Film doch gerade so viel eingespielt, daß die Reihe bei weitem noch nicht tot war und sich schnell wieder erholen sollte.
HongKong-Film-Fan-Bewertung [rating:1/5]
Bleibt dran für mehr hüpfende Vampire: In der nächsten Ausgabe der „Weird Week“ folgen „Mr. Vampire 3“ und „Mr. Vampire 4“.
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