„Danni Lowinski“ – Finale
Danni Lowinski Staffel 5 Folge 13: „Wünsche werden wahr“
Die Kämpferin des Kleinen Mannes beginnt ihr heutiges Abenteuer damit, einem türkischen Straßenkehrer anzudrohen, ihn abschieben zu lassen, weil er darauf beharrt, die Straße zu kehren, wo sie ihren Stand aufgebaut hat. Später animiert die Folge zum Augenrollen, indem sie mit verkrampft eingebrachten Meta-Gags diskutiert, ob Danni nicht der Schauspielerin Annette Frier ähnlich sehe, als welche sie später auch noch einen Kurzauftritt hat. Das bereitet wohl vor, dass am Ende die Filmcrew ins Bild kommt und man sich so offen als Fiktion zeigt. – Wortvogel Torsten Dewi, Schöpfer der Telenovela „Lotta in Love“ wollte diese ursprünglich wohl ähnlich enden lassen. Der Gedanke behagte mir schon damals nicht: Bei augenzwinkernden Sachen wie „Community“ oder experimentellen Jodorowsky-Filmen ist so etwas eine gute Idee, aber eine „normale“ Serie, in welche die Zuschauer so lange emotional investiert haben, würde ich dadurch als entwertet empfinden. Aber das ist natürlich Ansichtssache.
In ihrem letzten Fall der Serie verteidigt Danni diesmal einen hart arbeitenden Chinesen, dessen Idee von der bösen deutschen Industrie geraubt wurde und siegt natürlich wieder – übrigens, nachdem sie den gegnerischen Anwalt vor Gericht anbrüllte, er möge Fresse halten, da er ihren Fall erschwere. In einem Vergleich wird dem Mandanten schließlich exakt alles Geld der Welt zugesprochen, so dass Frau Lowinski durch ihr Honorar zur Millionärin wird und sich nun eine richtige Kanzlei mietet. Oliver wird Richter, seine bösen Ex-Kollegen wandern als Steuerhinterzieher in den Knast, Vater Lowinski steht aus dem Rollstuhl auf und der bisher verantwortungslose Erzeuger von Beas nächstem Baby wird solide, nachdem sie ihn mit einem Faustschlag ins Gesicht diszipliniert hat (Gewalt löst mal wieder alle Probleme). Dem Schnitt zum Opfer fielen wohl der Weltfriede und die Entdeckung eines Krebsheilmittels. Ein Schlusswort direkt in die Kamera darf Hashtag (und WIEDER muss ich diesen Namen schreiben!) sprechen, wobei man sich fragt, was diese spät hinzu gekommene Randfigur dazu qualifiziert.
Endete die vorherige Folge melancholisch, hat man jetzt also zum plump überzogenen Super-Duper-Mega-Über-Happy End gegriffen. Der Umzug, die Rückschläge, alles, was zuvor geschehen ist, ist ebenso vergessen wie Pit, der angeblich die große Liebe war, jetzt aber dem schmucken Oliver weichen muss. Vermutlich folgen Weltfrieden und Krebsheilmittel, lieber wäre mir eine Szene, welche die komplette Serie als Träumerei Dannis enthüllt, während sich diese fürs Jurastudium einschreibt. Ja, soweit ist es gekommen: Ein „alles nur geträumt“-Ende wäre besser, als das tatsächliche Ende!
„Danni Lowinski“ – Ein Fazit
Ich lobte die Serie in ihrer ersten Staffel, weil sie damals relevant war. Sie behandelte die Themen ihrer Zeit, sie blieb trotz Überziehungen und kleinen Gerechtigkeitsfantasien immer dicht an der Realität. Mit diesem Märchenende hat sie auf all das gespuckt und sich in eine simple Telenovela-Fantasie gerettet, die mit dem Leben nichts zu tun hat und mit den einfachen Leuten, von denen sie zu handeln vorgab, nichts mehr zu tun haben will. Statt Danni Lowinski als die Unterschichtsheldin zu belassen, die sie war und einzugestehen, dass sozialer Aufstieg nicht immer fair verteilt wird, musste man sie nicht nur in die Mittelschicht, sondern gleich in den Reichtum heben UND ihr dazu den Traummann verpassen.
Bedauerlich. Sehr bedauerlich. Denn wie gesagt, war es anfangs mal eine wirklich sympathische, frische und originelle Serie mit äußerst gelungener Charakterzeichnung. Doch sie wandelte sich zu einer arroganten Egoismusfantasie mit der Botschaft „Scheiß auf andere Menschen und Interessen, scheiß auf Recht und Gesetz! Dein Wille und deine Stärke sei das einzige Gesetz!“. Was mit sozialer Verantwortung begann, endete in Raubtierideologie. Was in der Realität begann, endete als Cinderella-Nummer
Wie gesagt: Bedauerlich!
Udo
21. September 2014 @ 2:43
„Dein Wille und deine Stärke sei das einzige Gesetz!“ – Das klingt irgendwie nach Aleister Crowley. Ist die Lowinski jetzt gleich der Antichrist? 😉
Dirk M. Jürgens
21. September 2014 @ 14:24
Ich wollte es nicht so direkt sagen, aber im Grunde – ja. 😀
Udo
21. September 2014 @ 20:50
Gut, dass wir darüber gesprochen haben. 😛
comicfreak
29. September 2014 @ 9:53
..bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich aus der Bestätigung meiner Vorurteile eine leichte Befriedigung erfahre?
Dirk M. Jürgens
29. September 2014 @ 17:24
Nur insofern, wie ja alle Menschen schlecht sind, denn das klingt mir nach der normalen Reaktion besagter Spezies. 😉
comicfreak
1. Oktober 2014 @ 13:21
😛
Danni
3. Februar 2018 @ 1:29
Danni LowinskisLeben wurde am Ende tatsächlich noch verfilmt, deshalb die Film-crew!!!!!