4 Comments

  1. Peroy
    15. September 2012 @ 15:44

    Gestern auf Location-Besichtigung gewesen und dabei das Nützliche mit dem Angenehmen (naja) verbunden und zusammen mit einem Kollegen „Cabin in the Woods“ im Cinemaxx gesehen. Mumbabwe hatte Recht, der Film hat mir nicht gefallen (meinem Kumpel auch nicht wirklich, aber das wurscht), jedoch vermutlich aus anderen Gründen, als er angenommen hat…

    SPOILER OHNE ENDE !!!!!!

    Schon bei der „Funny Games“-esk ins Bild gekotzten Titel-Einblendung hatte ich kein gutes Gefühl, was sich dann auch prompt bestätigen sollte. Die ersten zwei Drittel seiner Laufzeit ist „Cabin in the Woods“ dann auch tatsächlich grottenschlecht. Es wundert mich kein Stück, dass der Streifen 2009 gedreht wurde und dann drei Jahre auf Halde gelegen hat, bevor sie nun nach dem „Avengers“-Hype die Beteiligung Joss Whedons dazu nutzen, den doch noch in die Kinos zu prügeln und damit ein wenig Kasse zu machen. Da wusste vermutlich nach Ansicht niemand etwas mit anzufangen. Etwa eine Stunde lang wirkt der Streifen wie ein auf lustig getrimmter Mix aus einem schlechten „Wrong Turn“-Sequel (oder einem ähnlich hohlen Horror-Mist) und (ungelogen) „Cube Zero“. Spezifisch „Cube Zero“, wegen der ständigen Blicke ins Kontroll-Zentrum, die für ein paar Versuche von Humor und Hintersinn herhalten müssen, aber dafür wirklich von Anfang an jegliche Spannung killen, denn das Publikum weiß dadurch prompt, worum es hier eigentlich geht. Das ist der erste große Fehler, den der Film begeht. Der zweite ist, dass er durch diese Beobachter“-Ebene auch noch versucht, sich smarter zu geben, als er es tatsächlich ist. Der Vergleich mit Wes Cravens „Scream“ ist dabei VÖLLIG daneben, denn wo dieser tatsächlich Klischees gebrochen, vorgeführt und ironisiert hat, werden sie bei „Cabin in the Woods“ lediglich präsentiert und vielleicht ein klitzekleines bisschen kommentiert… und ich sehe nicht, wo da eine besondere Intelligenz-Leistung zu nötig gewesen wäre. Whedon stellt da ja nichts auf den Kopf oder seziert die Vorgehensweisen von Horrorfilmen, wie es Kevin Williamson gemacht hatte, er wirft ja nur einen Rundumblick durch das „Inventar“ des Genres an Kreaturen und Locations… und biegt sich sogar seine anfänglich als relativ vielschichtig eingeführten Teenie-Figuren im Verlauf der Handlung durch Manipulation zu den üblichen eindimensionalen Abziehbildern zurecht, gerade damit sie ins Klischee-Schema passen. Die von mir schon beim Durchlesen von Kritiken als schlichtweg dämlich empfundene Prämisse vom elaboraten Ritual, bei dem Stereotypen als Menschenopfer dargebracht werden, dient hier nicht dazu, das Genre zu parodieren oder zu analysieren (wie eben bei „Scream“), sondern nur dazu, einen typisch dämlichen Horrorfilm einem Publikum anzudrehen, das sich so etwas normalerweise nicht ansehen würde, weil es sich zu „intelligent“ für so einen Kram vorkommt. Ja, „Cabin in the Woods“ ist ein Horrorfilm für Leute, die eigentlich keine Horrorfilme gucken… und damit so ziemlich die schlimmste Art von Horrorfilm (zumindest vorrangig die erste Stunde lang). Dabei übersehen wurde leider, dass ein „ehrlicher“ dummer Horrorstreifen vom Schlage beispielsweise eines „Freitag der 13.“-Sequels immer noch unterhaltsamer ist, als so eine übertriebene Mogelpackung. Was mich da die ersten zwei Drittel ausschließlich bei der Stange gehalten hat, war die ausnehmend attraktive weibliche Besetzung. Die Blondierte hat Beine bis zum Hals, darf mächtig mit ihrem Zuckerarsch wackeln und in einer unangenehmen Nacktszene (weil kommentiert von den Beobachtern vorm Monitor… „Das Publikum will Titten sehen!“. Get it ? Die meinen uns ! SMARTNESS ! Not…) auch mal ihre Hupen in die Kamera halten, und die andere hat ein wirklich wunderhübsches Gesicht und ein tolles Profil. Da hab‘ ich echt gedacht „Wow, die Nase ist super“, was mich ziemlich überrascht hat, weil ich normalerweise nicht denke „Die Nase ist super“. Muss wohl wirklich eine super Nase sein…

    So spielt sich das Ganze dann also relativ uninteressant und nach den vorgefassten Erwartungen ab, ohne wirklich jemals gute Shocks zu setzen oder echte Atmosphäre aufkommen zu lassen, denn die dazwischengeschobenen Blicke ins Kontroll-Zentrum bremsen die Chose immer wieder aus. Mei, wie viel BESSER wäre dieser Film gewesen, wenn er sich den Meta-Scheiss gespart und seine Geschichte einfach straight erzählt hätte ? Wenn der Zuschauer zusammen mit den Figuren herausgefunden hätte, was da in Wahrheit abgeht ? Also mindestens SO viel besser. Aber da war bestimmt Whedon vor, der – und jetzt weiß ich, was der Wortvogel damit gemeint hat, als er es über Shane Black gesagt hatte – ein talentierter Drehbuchautor ist und sich dessen bewusst ist. Nur dem Film hat das nicht gut getan.

    Und dann passiert plötzlich etwas, womit man ab dem Punkt auch nicht mehr gerechnet hätte: Sobald es mit dem Fahrstuhl unter die Erde geht, wird „Cabin in the Wodds“ richtig GUT. Ich hab‘ noch nie einen Film gesehen, der von seinem dritten Akt so aufgewertet wurde. Der ganze „Holla, watt sind wir clever“-Scheiss wird da nämlich spontan aufgegeben zugunsten einer ausgedehnten Monster- und Freak-Parade, die das Kanonenfutter nur so in seine Einzelteile zerlegt. Da gibt’s dann plözulich die satte Splatter-Kelle, das Kroppzeuch wuselt in Massen über die Leinwand und man bekommt als Zuschauer angesichts des veranstalteten Creature-Feature-Overkills auf einmal eine Vorstellung davon, wie ein modernes Remake der 80er Jahre-Phantasmagorie „Spookies – Die Killermonster“ aussehen könnte. Awesome! Der Cameo-Auftritt von Sigourney Weaver war dann wieder etwas zu gezwungen, nach dem Motto „Hey, das ist Sigourney Weaver! Alle mal hergucken, Sigourney Weaver ist hier! HIER ! SIGOURNEY !“, aber dann gibt’s das perfekte Ende, bei dem mir das Herz aufgegangen ist. Selbstaufopferung ist auch nicht mein Ding, sollen sie doch alle verrecken. :icon_cool:

    Der kurze Blick auf einen der Götter, den man am Ende zu sehen kriegt, enttäuscht dann zwar wieder (eine große Hand ist lame und einfallslos, ich hätte mir irgendwas mit Tentakeln vorgestellt), aber das ist dann ja auch wurscht.

    Dann noch ein extremes Manko, wobei ich mir jedoch nicht sicher bin, ob ich das dem Film anlasten soll oder nicht: Die Projektion im Kino war dermaßen verschmiert, blass und duster, dass man in einigen dunklen Szenen kaum etwas erkennen konnte. Das hat ausgesehen wie ein 3D-Film ohne 3D. Ich denke aber, das lag am Kino, denn komischerweise hat bislang jeder Film, den ich in einem Cinemaxx geguckt habe, absolut beschissen ausgesehen. Mal die DVD abwarten…

    Nun ja, Fazit: Eine Stunde generischer Genre-Dreck, der sich schlauer gibt, als er es ist, und dann nochmal 30 Minuten krasses Monster-Gemetzel, bei dem einem das Messer in der Hose aufgeht. Die Mischung stimmt irgendwie nicht. Zumal ja wie gesagt nichts wirklich Hintergründiges in diesem Film vonstatten geht, ganz im Gegenteil zu eben „Scream“, der Parodie und Analyse zugleich gewesen ist. Und so bleibt mir nur zu sagen, jeder der „Cabin in the Woods“ (wie gesagt: anfänglich ziemlich doof, am Ende nicht mehr ganz so sehr, und konstant spannungslos) für einen der „besten Horrorfilme der letzten Jahre“ hält, hat eine Vagina. Die besten Horrorfilme der letzten Jahre waren „Nightmare Detective“, „Inside“ und „So finster die Nacht“… die werden nicht mal sanft touchiert.

    5/10

  2. Dirk M. Jürgens
    15. September 2012 @ 16:05

    Ah, meine Prognose, wem der Film bestimmt nicht gefällt, wurde erfüllt! Teils auch aus den richtigen Gründen. 😉

    Aber auf dem Punkt der Cleverness beharre ich. Das besondere für mich war eben der neue Kontext in den die inzwischen ja wirklich alten Erkenntnisse gebettet wurden. Klar, „Scream“ kommt die Leistung zu, die Mechanismen und Klischees erstmals gesammelt und hervorgehoben zu haben, so dass jeder Depp sie inzwischen kennt. Hier wird das ganze auf einer neuen Ebene wieder mit Sinn gefüllt.

    Auch die „Herabstufung“ der einstmals runden Figuren ist ja gerade der Punkt. Nicht Whedon macht es, die Labortypen machen es. Und die sind die Fließbandhorrorproduktion. Gerade darum der Kontrast, dass die Figuren vor ihrem Eingreifen vieldimensional waren.

    Der Wunsch, nach einem herkömmlichen Aufbau, bei dem das große Geheimnis noch nicht gleich verraten, sondern zusammen mit den Figuren erforscht wird, ist eine Position die von vielen Fans „normalen“ Horrors vertreten wird. Mir Meta-Film-Fan war es aber doch lieber so, wie es gemacht wurde – man kann natürlich streiten, ob es Beschiss war, dass der Film aber als so normal beworben wurde.
    Deine genannten Beispiele für die besten Horrorfilme der letzten Jahre (zu meiner Schande muss ich gestehen, lediglich den dritten zu kennen) deuten darauf hin, dass hier wohl wieder die unterschiedlichen Horrordefinitionen mit hereinspielen. Denn als „normaler Horrorfilm“, der er ja auch nie zu sein versucht, taugt „The Cabin in the Woods“ natürlich tatsächlich nichts. Eine solche Erzählweise zu unterlaufen ist ja gerade sein Knackpunkt.

  3. Peroy
    15. September 2012 @ 16:28

    „Deine genannten Beispiele für die besten Horrorfilme der letzten Jahre (zu meiner Schande muss ich gestehen, lediglich den dritten zu kennen) deuten darauf hin, dass hier wohl wieder die unterschiedlichen Horrordefinitionen mit hereinspielen. Denn als “normaler Horrorfilm”, der er ja auch nie zu sein versucht, taugt “The Cabin in the Woods” natürlich tatsächlich nichts. Eine solche Erzählweise zu unterlaufen ist ja gerade sein Knackpunkt.“

    Kackpunkt…

  4. „Evil Dead“ oder Tun wir so, als wären es noch die Achtziger | Weird Fiction
    17. Mai 2013 @ 22:34

    […] zwischenzeitlich die großartige Genre-Dekonstruktion „Cabin in the Woods“ gelaufen ist, darf man „Evil Dead“ nicht vorwerfen, es schadet ihm aber schon. Denn mit einer […]