FFF 2012: „Universal Soldier: Day of Reckoning – 3D“
Dieser Film, bei dem man ziemlich genau zu wissen glaubte, worauf man sich einlässt, entpuppte sich als die große Überraschung des Festivals. Denn statt der erwarteten Balleraction um untote Soldaten, für die „Universal Soldier“ eigentlich steht, bekommt man ein inneramerikanisches „Apocalypse Now“-Remake mit einem kahlrasierten Jean-Claude van Damme in der Rolle Marlon Brandos.
Der kryptischen Handlung um den neuen Supersoldaten John ist schwer zu folgen, minutenlange Stroboskop-Hypnoseszenen erschweren das Hinsehen, einen Bezug zu den Vorgängern gibt es nicht (van Damme und der große Dolph Lundgren, die beide kaum Screentime haben, tragen zwar ihre alten Rollennamen, sind aber andere Charaktere) und es gibt tatsächlich nur drei Actionszenen in den 114 Minuten. Diese heben sich dafür erstaunlich von der tristen TV-Billigkeit des restlichen Films ab und feiern ein Fest niederer Triebe. So gibt es schon relativ zu Anfang eine Schießerei in einem Bordell, bei der jede Menge Köpfe zerschossen werden und nackte Nutten grundlos Kollateralschaden werden. Asozialer und selbstzweckhafter war Filmgewalt selten, aber auch wenn man sich dafür schämt, ist es doch ein spaßiges, gewaltpornographisches Highlight. Ein praktisch unbewertbarer Film, der vermutlich seinen „Universal Soldier“-Bezug erst recht spät bekommen hat und ziemlich an der Zielgruppe vorbeigeht, dem ich ob seiner Seltsamkeit aber nicht ernsthaft böse sein kann. Und sei es, weil er den ehrenwerten Prof. Dr. Dolph Lundgren in seinen kurzen Auftritten so perfekt überlebensgroß zu inszenieren weiß – in den Szenen lohnte sich das sonst eher überflüssige 3D.
(Dirk M. Jürgens)