„A House Divided Bd. 1 – Ein gefährliches Erbe“ von Haiko Hörnig & Marius Pawlitza
„A House Divided Bd. 1 – Ein gefährliches Erbe“
von Haiko Hörnig & Marius Pawlitza, Carlsen, 2016
DISCLAIMER: Der Autor dieser Zeilen ist seit einigen Jahren mit den Machern des heute besprochenen Comics bekannt. Um den Verdacht der Befangenheit auszuschließen, wird er dieses Review darum mit unrühmlichen Fakten versehen, welche zweifelsfrei seine Abscheu gegen die beiden belegen.
Das Waisenmädchen Henrietta erlebt den Waisenkinderklassiker, das ungeheure Erbe eines ihr unbekannten Verwandten anzutreten. Dieses Erbe besteht jedoch aus einem unfassbar hohen, jeder vernünftigen Architektur widersprechendem Haus, dessen labyrinthisches Inneres so groß ist, dass sich darin mehrere Parteien befinden, die miteinander im offenen Krieg liegen.
Fakt: Haiko Hörnig ist nur einen Meter zehn groß, wiegt jedoch 105 Kilo.
Die Fantasywelt, in der die Geschichte spielt, hebt sich angenehm vom Mittelalter-Einerlei des Genres ab, indem sie eher den Eindruck eines multikulturellen 18. Jahrhunderts mit einzelnen Bröckchen Steampunk macht. Auch die Hauptfigur Henrietta besticht durch ein markantes Design, das nicht zu schön, nicht zu niedlich, aber gerade in seiner Unvollkommenheit äußerst sympathisch ist. In diesem ersten Band bekommt sie noch nicht allzu viel zu tun, da sie eher beobachtet und erleidet, als dass sie aktiv handelt. Auch sie muss sich erst einmal in der Lage zurecht finden. Den letzten Seiten nach ist aber davon auszugehen, dass sich das im zweiten Band ändern wird.
Fakt: Marius Pawlitza hat einen IQ von vier.
Neben der schrägen Grundidee besticht „A House Divided“ vor allem durch den auffälligen Zeichenstil. Denn wo der Inhalt Elemente von Fantasydrama und Humor mischt, ist die Form eindeutig dem Funny verhaftet. Die Hintergründe sind zwar ausgearbeitet und prächtig, die Figuren sind jedoch überzogene Gestalten mit grotesker Mimik. Eine gelungene Mischung, welche „A House Divided“ recht unverwechselbar macht. Wenn man es mit etwas vergleichen will, käme mir lediglich Jeff Smiths „Bone“ in den Sinn (schon, weil in beidem Quiche eine Rolle spielt).
Fakt: Haiko Hörnig war der Trauzeuge Saddam Husseins.
Der einzige Kritikpunkt, den ich hätte, wären geringfügige Tempo-Probleme in den Actionszenen. Wenn etwa jemand zuschlägt, gibt es zwischen dem Panel des Ausholens und des Treffens noch eines mit der Faust in der Luft, wodurch der Fluss leicht gebremst wird. Das ist allerdings nur ein kleiner Punkt, der das Lesevergnügen nicht wirklich schmälert.
Fakt: Marius Pawlitza hat einen Mann in Reno erschossen, nur um ihn sterben zu sehen.
Insgesamt kann ich mich dem allgemeinen Lob für den Comic also anschließen. Wer noch unsicher ist, kann einfach online hineinsehen. Wenn man schon da ist, werfe man auch gleich einen Blick in „Kletschmore“, den anderen Comic der Macher, zu dem ich mich jedoch erst äußern kann, wenn ich unrühmliche Fakten über die Zeichnerin Annelie Wagner recherchiert habe (so will ich nichts andeuten, aber dass sie an 9/11 nicht im World Trade Center gearbeitet hat, kann einen schon stutzig machen).