Kurzkritik – G. Willow Wilson & Adrian Alphona: „Ms. Marvel“ Bd. 2
„Ms. Marvel“ #6-11 „Generation Fragezeichen“
von G. Willow Wilson (Autorin), Adrian Alphona/Jacob Wyatt (Zeichner) & Ian Herring (Farbe)
Deutsche Ausgabe, Panini, 2015.
Der erste Sammelband befremdete mich erst mit seinem übermäßig gewollten Anfang, gewann mein Herz aber, als seine Story in Gang kam. Diese zweite Sammlung spiegelt sein Problem ein wenig.
Kamala beginnt, Routine als Heldin zu entwickeln, wird als Fangirl über ein Team-up mit Wolverine entzückt und bekommt als Sidekick die teleportationsfähige Riesenbulldogge Lockjaw.
Das ist mal eine Figur nach meinem Geschmack! Riesig, moppelig, verschmust und mit dem sympathischen Gesichtsausdruck, für den diese Könige der Tierwelt bekannt sind. Er war wohl schon früher Teil der Inhumans, da ich die aber zuvor nicht kannte, soll mich das nicht weiter kümmern. Hier passt er zumindest perfekt.
Der Vogelmensch Inventor, der sich beim letzten Mal als Widersacher ankündigte, stellt sich als genetisch verunreinigter Klon Thomas Edisons heraus und stellt damit einen ebenso würdigen Erzfeind. Schließlich wissen wir, dass Edison einer der übelsten Menschen der Weltgeschichte war, weshalb ihm solch posthumer Hohn recht geschieht.
Die Superheldenhandlung ist also weiterhin wunderbar und macht Spaß, von plumpen Ausführungen darüber, eine moderne Muslima zu sein, nimmt man Abstand und an den schrägen, aber passenden Zeichenstil hat man sich inzwischen ausreichend gewöhnt, ihn als Bereicherung zu empfinden.
Doch leider, leider bringt Wilson auch hier später wieder etwas mehr Ambition ein, als es der Story und vor allem ihren schreiberischen Fähigkeiten gut tut.
Nun bin ich alt und bitter, weiß also nur wenig um die Probleme der Jugend, aber dass es eine gesamtgesellschaftliche Kampagne gibt, ihr einzureden, sie sei wertlos, erscheint mir doch etwas fragwürdig. Dies ist aber die These der Geschichte, dem will sie entgegenwirken. Ja, auch ich rolle öfters die Augen über Hysteriker, die im Smartphone den Untergang der Menschheit sehen, weil Bücher und Zeitungen doch soviel kommunikativer seien, aber als universelle Propaganda gegen die neue Generation, wie hier dargestellt, nehme ich das nicht wahr.
Doch hierauf zielt der Plan des Schurken: Die Kinder der Welt sollen sich, von den Medien von ihrer Wertlosigkeit überzeugt, freiwillig seiner Superschurkenmaschine opfern, Ms. Marvel aber hält ihn auf, indem sie die Kids darauf aufmerksam macht, was sie doch alles könnten. „Ihr sollt doch nicht zusammenarbeiten!“ ruft der Inventor daraufhin mit der Subtilität eines Vorschulcartoonschurken, dessen Ziel es ist, Lachen, Singen und Liebe zu verbieten.
Das fällt unangenehm auf, überschattet aber das Gesamtwerk zum Glück nicht allzu sehr. Man verdrehe kurz die Augen, wenn man dazu kommt und erfreue sich dann wieder an Schrägheiten mit Vogelmenschen und Riesenbulldoggen und man hat weiterhin seinen Spaß mit der neuen Ms. Marvel.