Kurzkritik – „Terminator Genisys“
„Terminator Genisys“ (2015) von Alan Taylor
Kennt ihr Sarah Connor? Eine toughe Kämpferin, die mit Bitterkeit akzeptiert hat, welche Rolle ihr das Schicksal aufgebürdet hat und die alles hinter sich lassen muss, um den Untergang der Menschheit zu verhindern. Dies wird sie jedoch nicht einmal selbst tun können, sondern es wird Aufgabe ihres Sohnes sein. Den Lohn für ihren Kampf wird sie also nicht einmal ernten können. Wie glaubhaft und eindrucksvoll wurde sie damals, 1991 im zweiten „Terminator“ von Linda Hamilton dargestellt!
Vergesst sie, stattdessen haben wir jetzt Emilia Clarke in der Rolle. Unschuldig, zart und kindlich war sie als überirdisch wirkende Herrscherin in „Game of Thrones“ ähnlich eindrucksvoll, aber eben etwas vollkommen anderes. Entsprechend nimmt man ihr den legendären Charakter keineswegs ab, womit sie sich zu allem Überfluss in passender Gesellschaft befindet:
John Connor (Jason Clarke, meines Wissens nicht verwandt) ist kein charismatischer Messias und Kyle Reese (Jai Courtney) nicht der ernste, entschlossene Mann auf Mission.
Okay, Schwarzenegger als gealterter Terminator geht natürlich in Ordnung, aber hier kommt der zweite große Fehler ins Spiel:
Die Figuren sind auch noch allesamt schlecht geschrieben.
Ich will jetzt nicht schon wieder über „Age of Ultron“ herziehen, aber ich musste schon wieder daran denken, wie übersättigt ich von der simplen Billig-Ironie bin, mit der man alle Helden heutzutage zwanghaft bricht.
Da ist keine Raffinesse hinter, wird nichts Originelles gedacht, da werden nur die Augen aufgerissen und naheliegende Sprüche gebracht. Dass man „Terminator“-Zeitreisen ja bekanntlich nackt absolviert ist etwas, worüber man sich kaum einkriegt. Wo vorher Dramatik herrschte, gibt es jetzt aufgesetzte Gefühlsduselei. Die Beziehung zwischen Kyle und Sarah wird nie aufgebaut, sondern nur behauptet und dass der Terminator (der sich mal wie eine Maschine verhält, mal nicht) nun „Paps“ heißt und der Heldin ein Vater ist, ist eher traurig als komisch.
Mein erster Impuls war es, die Mutter des Casting-Menschen, der Emilia Clarke besetzt hat zu finden und zeitig zu neutralisieren, doch das Schlimmste ist: Zu DIESER Sarah Connor passt sie! Wir haben eine schmollend, quengelnde Barbieprinzessin mit Knarre. Ich mag „Underworld“, „Aeon Flux“ und „Resident Evil“, ich habe selbst mal einen Chicks-with-Guns-Film geschrieben (der noch immer Mäzene sucht ), aber das ist etwas gänzlich anderes. Das ist nicht Sarah Connor, die mehr ist, als eine solche glatte Comicfigur.
Nun gut – der Film spielt ja auch in einer alternativen Realität (ich spare mir hier den Versuch, die Story aufzudröseln), aber solange man sich so eng an die „Terminator“-Marke klammert und erzwungen „Ich komme wieder“ und „Komm mit mir, wenn du leben willst“ wiederkaut, dann möge man sich doch bitte auch an ihren Qualitäten orientieren.
Der Vollständigkeit halber sei gesagt, dass der Maschinenkrieg am Anfang und der Showdown mit Hubschraubern ganz nett war und es auch sonst ganz hübsche Action gab, doch sobald die einmal inne hielt, wurde es schlagartig langweilig, weil mich mit den agierenden Pappfiguren nichts verband.
Fazit: Es gibt also weiterhin nur zwei „Terminator“-Filme, wie es ja auch nur einen „Highlander“-Film gibt. Sind wir gespannt, ob tatsächlich demnächst ein vierter „Star Wars“ herauskommt.