„The Philosophers“ (2013) von John Huddles

Am Ende eines Philosophiekurses macht der Lehrer Zimit ein Gedankenexperiment mit seinen Schülern: Ein Atomkrieg bricht aus und nur die Hälfte von ihnen hätte Platz im rettenden Bunker – wie würden sie entscheiden, wer überleben darf?

Ich mag Gedankenspiele und ich mag Diskussionsfilme und da man das theoretische Szenario dennoch in ansehnlich gemachte Bilder umsetzt, hätte dieser Film eigentlich wie für mich gemacht sein müssen. Leider ist er jedoch entgegen seines Titels ein denkfauler Betrügerfilm für dumme Leute, die sich gern einbilden, Denker zu sein.

Falls sich jemand von den interessanten philosophischen Fragen am Anfang täuschen ließ: Die sind nicht auf dem Mist dieses Films gewachsen. Das sind gängige und zurecht legendäre Gedankenspiele echter Denker. Die diesem Werk zuzuschreiben wäre in etwa, wie einen Porno im Schulsetting dafür zu loben, die Physik revolutioniert zu haben, wenn sich seine (erstaunlich reif wirkenden) lüsternen Schulmädchen vor einer Tafel mit der Aufschrift „E=mc²“ befummeln.
Seine Emotionalität behauptet der Film bloß, kann sie aber nie plausibel machen: Es ist ein Spiel. Niemand stirbt wirklich. Wer aussortiert wird, weil per Los bestimmt wird, dass er einen nutzlosen Beruf oder genetischen Defekt hat (also nicht er selbst, sondern eine Kunstfigur ist), hat keinen Grund, verletzt oder beleidigt zu sein. Der aufgeblasene Zimit zudem scheint sein eigenes Experiment nicht zu verstehen, indem er immer wieder die Regeln ändert oder sinnlose Hindernisse einbaut, nur damit der Überlebensplan scheitert. Es wird aber so getan, als wenn seine Einwürfe Marke „Ich hab aber eine kugelsichere Weste und eine Strahlenpistole“ tatsächlich irgendetwas belegen würden, außer, dass es vermutlich als Kind ein höchst unangenehmer Spielkamerad war.

Beispiel: Einer der zugeordneten Berufe ist Dichter und in der Spielwelt erschießt Zimit denjenigen, der die Karte gezogen hat sofort. Ob es in der Postapokalypse Dichter braucht oder nicht ist eine zulässige Frage, er lässt sie aber nicht zu. Er vergisst, dass man in einem Philosophiekurs und nicht einem Überlebenstraining ist, entsprechend die Diskussion wichtig ist. Doch die wird meist kurz in Montageform heruntergerasselt. Ja, am Ende stellt sich heraus, dass Zimit eine eigene Agenda hat, für die er beweisen will, das Rationalität der höchste Wert ist, aber das tut er nicht und das Ende, welches ihn zu widerlegen glaubt, legt auch nichts dar. Kleiner Tipp, Herr Philosoph: Sich nicht zusammen mit einem bewaffneten Mörder einzuschließen ist nicht wirklich irrational. Und das ändert man auch nicht, indem man dann einen deus ex machina beschließen lässt, dass die Götter nur überleben lassen, wer Kumpel dieses Mörders ist.

Zudem übt er mit der Notengebung ständig Druck auf seine Schüler aus, was wieder mal darauf hindeutet, dass die Macher zwar einen Artikel mit bekannten Gedankenspielen gelesen haben, aber sich nicht wirklich damit auskennen, wie Philosophie gelehrt wird. Kleiner Tipp: Am Kursende gibt es keinen Multiple-Choice-Test, in dem man sich nun entscheiden muss, ob es einen Gott, Moral und eine Realität jenseits unserer Wahrnehmung gibt.

Entsprechend dumm stünde Zimit auch da, wenn er erklären müsste, seine Schülerin sei durchgefallen, weil sie es wichtig hielte, durch das Aufnehmen von Künstlern die Moral im fiktiven Bunker aufrecht zu erhalten.

Ständig bietet der Film Ansätze für philosophische Fragen, stellt diese dann aber nicht. Der Wortvogel hält ihm zugute, dass ja der Zuschauer zumindest selbst darüber nachdenken kann, aber das scheint mir doch etwas zu gnädig. Ein Barmann, der jeden Drink verschüttet, kann sich ja auch nicht damit trösten, dass er zumindest die Leute zur Vorsicht gemahnt.

So erwähne ich zum ärgerlichen Abschluss noch diese schöne Hirnrissigkeit: Statistisch müssten sich (angeblich, ich habe keine Ahnung) in der 21köpfigen Gruppe zwei Homosexuelle befinden. Da jedoch nur einer da ist, versucht dieser zu ermitteln, welcher der zwingend anwesend sein müssende Andere ist… und findet ihn, da dieser sich für das blöde Spiel mal eben outet.

So kann das Unverständnis von „The Philosophers“, was Statistik ist, also wohl mit seiner Ahnungslosigkeit von Philosophie mithalten.