Monster der Woche #1: Molasar / Rasalom (1983)
Beim Buddelfisch gibt es ab jetzt jeden Mittwoch ein neues Feature, bei dem wir euch ein neues Monster der Filmgeschichte vorstellen, daß uns besonders an’s Herz gewachsen ist, muhahah, „an’s Herz gewachsen“, wie unheimlich und schaurig! Nun, kommen wir zum ersten Monster, keinem geringeren als MOLASAR, dem unheimlichen Dampfmann aus Michael Manns Kult-Schlocker „The Keep“ aus dem Jahre 1983.
Obwohl er eine dramaturgische Katastrophe ist, gilt „The Keep“ mittlerweile als kultiger Geheimtipp, zum einen wegen seiner traumähnlichen Bilder, die mit viel Slow Motion und Nebelmaschinen aufwarten und die sich zum anderen an den brodelnden Soundtrack von Tangerine Dream klammern. Warum der Film inszenatorisch einem mitgeschnittenen Theaterstück gleichkommen muss, bleibt rätselhaft. Michael Manns ursprüngliche Version von etwa 3 Stunden hätte da sicher auch keinen besseren Eindruck hinterlassen. Was aber in Erinnerung bleibt, ist der böse Geist, der uralte Zauberer oder was auch immer er sein mag, der in der titelgebenden Festung gefangengehalten wird und sich langsam auf seinen Ausbruch vorbereitet. Molasar (im Buch wird er letzendlich als Rasalom identifiziert), manifestiert sich zunächst als Nebel, später als Rauchsäule, in der ein glühendes Skelett schwebt, bald wieder sehen wir ihn als hühnenhaftes, muskelbepacktes Skelett und im Finale zeigt sich Molasar als blaugrauer Gigant, der zumindest gestalterisch seiner Zeit voraus ist.
Entworfen wurde Molasar vom französischen Comiczeichner und späteren Regisseur Enki Bilal, umgesetzt wurde der praktische Effekt dann von (ich mutmaße hier, da es mir an Sekundärliteratur zu „The Keep“ fehlt) Nick Maley, der 5 Jahre zuvor Yoda bei Industrial Light & Magic gebastelt hatte. Das Endergebnis wirkt in den Closeups recht starr, wirkt aber charmant zeitlos und dürfte insbesondere bei japanischen Effektfans gut angekommen sein, denn ein deutlicher Einfluss auf japanische Effektfilme der späten Achtziger hatte Molasar ganz sicher. Anatomisch erfreuen sich bis heute leuchtende Augen, Glatze und heftiger Stiernacken bei Mangas und sogar Filmen wie Prometheus grösster Beliebtheit. Molasar is back in style!
Besonder bemerkenswert ist übrigens der von Roger Simons entwickelte Raucheffekt, der noch heute besonders schräg und versörend wirkt. Alle Achtung! Schade, daß trotz beliebter Buchvorlage, toller Schauspieler und eines guten Regisseurs Molasar nur in einem drittklassigen Film hängengeblieben ist, den die Studios bis heute am liebsten in der Versenkung verschwinden lassen würden.
Man nehme das Finale von Raiders of the lost Ark, walze es auf Spielfilmlänge aus, entziehe dem Ganzen jegliche Lebensfreude, füge dekorativ Prochnow, Byrne und McKellen hinzu und würze es mit einem debilen Hauch Artussaga, das Ergebnis serviere man an einem beachtlichen Molasar et voila… „The Keep“.