Metal Gear Rising: Revengeance (2013)
Die Metal Gear Reihe mit ihrer Alternate-History und ihrer Mecha-Action, ihrer Tactical-Espionage-Action und ihrem komplexen Möchtegern-Anspruch strahlt für mich eine ganz besondere Anziehungskraft aus. Hideo Kojimas Welt, in der die Technisierung und die Verdinglichung von Leben weite Kreise zieht, in der globale Verschwörungen und moderne Mythen aufeinandertreffen und hartgesottene Helden aus ungerechten Kriegen hervorgehen, nur um dann in ihrer eigenen Vendetta zu verglühen, kann man sich nur schwer entziehen. Keine Frage, der Mann versteht sein Handwerk und liefert seit Jahren Spiele ab, die inhaltlich und technisch neue Maßstäbe setzen.
2013 erschien „Metal Gear Rising: Revengeance“, ein Hack-and-Slash Spin-Off der Metal Gear Reihe, das ursprünglich von Kojima selbst entwickelt werden sollte, dann aber (nach langer „Development-Hell“-Pause) letzten Endes von Platinum Games produziert wurde. Wir halten uns hier aber nicht mit Production-Gossip auf, hier wird gnadenlos rezipiert, schliesslich habe ich 12 Euro für das Spiel hingeblättert!
gespielt auf: Xbox 360
Story: 5/10 Punkten
Oh, große Güte! Metal Gear zeichnete sich nie durch eine wirklich nachvollziehbare Story aus, aber Kojima hat es immer hinbekommen, daß man als Spieler trotz hanebüchener Geschehnisse der festen Überzeugung war, daß man gerade eine hochkomplexe und bewegende Geschichte erlebt hat. Revengeance schickt sich in der ersten Hälfte an, genau das gleiche zu tun und schickt Cyborg-Söldner Raiden in den Kampf gegen andere Söldner-Konglomerate, die allerdings – natürlich – nur Böses im Sinn haben: Krieg um jeden Preis, um die Wirtschaft anzukurbeln UND möglichst viele Kinder klauen, um ihre Gehirne in Soldatencyborgs zu stecken. Die zweite Hälfte des Spiels sinkt dann spontan auf C-Film-Niveau und endet in einem Showdown, der nicht nur von „Sons of Liberty“ (dem zweiten Teil der Metal Gear Reihe) abgekupfert ist, sondern auch dermaßen schlecht geschrieben ist, dass mir meine zwölf Euro sofort Leid getan haben.
Der Endgegner ist ein böser US-Senator, der sich mittels Nanomaschinen zu einem Hulk-ähnlichen Koloss umpolen liess und nun an Bord einer gigantischen Roboterspinne in Afghanistan sein Unwesen treibt. Während der Gegner an sich genau so auch von Umbrella-Corporation hätte entwickelt werden können (wo man ihn dann vermutlich als B-Ware eingefroren hätte), unterschreiten die Dialoge sogar House of the Dead Niveau. Autsch!
Gameplay: 7/10 Punkten
Man kann Dinge zerschneiden. Wuhuu! Wenn man zu viele Scheiben von etwas abschneidet, dann gibt’s aber entweder Slowdowns oder die ganze Grütze verschwindet einfach. Puff, schön Speicher freimachen. Aber man kann Dinge zerschneiden, da kommt ein angenehm überlegenes Chambara-Feeling auf, das dann aber durch Quick-Time-Events genauso schnell wieder zerplatzt, wenn man z.B. herumfliegende Hubschrauber oder dergleichen in hunderte Teile schnibbelt und dabei eh nur immer den gleichen Knopf und den Kamerastick bewegt. Ansonsten ist das ganze eben ein ganz normales Hack-&-Slay-Game, das sich nicht groß von Devil May Cry und Konsorten unterscheidet. Die Counter-Mechanik ist eher durchwachsen und könnte sich mal ne Scheibe von den Arkahm Asylum Spielen abschneiden (höhö, abschneiden), denn da blockt man jeden Angriff, sofern man es denn will, und es hat nicht den faden Beigeschmack von Glückkspiel.
Man hat letzten Endes zwei Powerbalken, von denen einer den sogenannten Zandatsu-Modus auslöst, bei dem man in Zeitlupe Gegener zerschnibbeln kann. Der andere Balken löst später im Spiel einen Blutrausch-Modus aus, bei dem man sich schneller bewegt und mehr einstecken und noch mehr austeilen kann (ähnlich dem Devil-Modus bei Devil May Cry). Energie-Pickups geschehen hauptsächlich durch im Zandatsu-Modus erbeutete Nanomaschinen, was schnell öde werden kann: Den Gegner vermöbeln bis er blau blinkt, roten Marker im Zandatsu Modus anpeilen, Rückgrat rausreissen, Raiden sagt „Bullseye“. JEDES MAL!
Kamera: 4/10 Punkten
Oh ja, die Kamera kriegt ’ne Extrabewertung. Die Kamera ist da, interessiert sich aber manchmal nicht für’s Geschehen und legt sich schlafen. Irgendwo in der Ecke. Meistens genau dann wenn einen zwei Metal Gear Gekkos gleichzeitig angreifen. Oder aber die Kamera steht mitten im Geschehen und man kann sich selbst hervorragend erkennen. Nur die Gegner, die einem gerade die Schnauze polieren, die sind alle im toten Winkel. Toll!
Grafik: 7/10 Punkten
Stilsicher was Roboter und Hauptfiguren betrifft. Weniger Stilsicher was die Umgebung betrifft und absoluter Griff ins Klo beim Endgegner. Diverse Slowdowns.
Sound: 9/10 Punkten
Die Musik hat viel rausgerissen, allerdings ist der rockige Anteil, der mit Gesangseinlagen auch insbesondere die Bossfights versüsst, eine Geschmacksfrage. Ich fands cool! Soundeffekte sind solide und natürlich stark an die Vorgänger der Metal Gear Reihe angelehnt. Die Sprecher holen das beste aus dem Drehbuch heraus, vemute ich!
FAZIT: 7/10
Das Spiel ist spassig, spielbar und kurzweilig, aber auch dumm, grafisch wenig eindrucksvoll und insbesondere für MGS-Fans ein echter Stolperstein. Wer Lust auf Hack-&-Slay mit Mechs und Cyborgs hat und seine Erwartungen runterschraubt, bekommt solide Unterhaltung geboten. Mehr steckt allerdings nicht drin in Metal Gear Rising: Revengeance. Schade!