„Danni Lowinski“ – S05 E01
Einst war „Danni Lowinski“ ein kleines Glanzlicht in der deutschen Fernsehproduktion – und wird ob der geistigen Faulheit der hiesigen Kritiker gern noch immer als solches behandelt, obwohl der Buddelfisch (die einzig vertrauenswürdige Quelle auf der Welt) schon offiziell den Absturz der Serie dokumentiert hat.
Nachdem die vierte Staffel kurzfristig Hoffnung bot, ging es dann wieder brutal bergab und nach der fünften soll nun tatsächlich Schluss sein. Zu spät, um das Gesamtbild zu retten, doch nicht zu spät, um wieder etwas an Qualität zuzulegen.
Hat sie es getan? Meine regelmäßigen Notizen werden es wieder zeigen…
Da die Staffel ja bereits schon einige Wochen läuft, wird jetzt erstmal kräftig nachgeholt, ehe wir in einen wöchentlichen Rhythmus verfallen.
S05E01 „Mutterfreuden“
Während man weiter so tut, als wäre die Scheinehe zwischen Bea und Danni keine solche, schindet erstere Zeit mit mehreren Wehen-Fehlalarmen und letztere bekommt einen ziemlich unspektakulären Fall: Die Ex-Prostituierte (bzw. schon wieder Prostituierte, aber das verschweigt sie gemäß den starren Regeln dieser Serie ihrer Anwältin) Tiffany hat vor fünf Jahren das Sorgerecht für ihr Neugeborenes dem Vater überlassen, ist jetzt aber seit spektakulären drei Monaten weg von den Drogen und will ihr Kind wieder haben.
Die Verbindung zum Rotlicht-Milleu dient wohl dazu, Dannis kriminellen, Familien bedrohenden Ex-Lover Pit wieder ins Rennen zu werfen (und so den übergeordneten Storybogen der letzten Staffel ins Knie zu schießen), aber ereifern will ich mich lieber um den Gerichtsprozess der Folge, welcher an Dadaismus grenzte.
Um zu beweisen, dass Tiffany noch immer anschafft, verliest die Gegenseite Huren-Rezensionen aus dem Internet (ja, dagegen komme ich mir mit meinem Filmgeschwafel richtig öde vor)… was vor Gericht Bestand hat. Ja – wenn Schlampenschlaechter666 bei vollkrasserhurentest.de etwas sagt, hat das Vor Gericht Beweiskraft. Dass sich die gute Tiffy damit, das Gericht (und ihre Anwältin) anzulügen, eigentlich wesentlich weiter als Mutter disqualifiziert, wird übergangen, stattdessen setzt Danni zu einem ihrer dümmsten Plädoyers überhaupt an: Wenn Prostitution ein Hindernis für das Sorgerecht sein kann, dann dürfe auch der Vater, der ja vor fünf Jahren eine Dame dieses Gewerbes engagierte, ungeeignet sein.
… Was?
Äh… Das macht keinen Sinn. Also… „keinen“ im Sinne von keinen!
Dass der, damals bereits alleinstehende Mann früher mal absolut legal eine Frau gemietet hat, ist keine Heldentat, aber hat nichts mit seiner Eignung als Vater zu tun. Die Mutter hingegen hat, ihrer Sucht nachgehend, das Kind ohne zu zögern weggegeben, kennt es nun schlicht nicht und lügt nach nach gerade mal drei Monaten Cleanseins gerade das Gericht an. – Nun vergleiche man diese beiden Sozialprognosen.
Mit diesem Schwachsinn erpresst, gibt der Vater nach und sofort vor dem Amtsgericht, ohne irgendwelche einleitenden Worte darf Tiffany ihren Sohn in die Arme schließen. Dieser scheint die Umarmung übrigens zu erwidern, da hier offenbar die Stimme des Blutes ertönt.
Anfangs lobte ich DL dafür, dass es – egal, was man von den Details hielt – recht gründlich die Themen seiner Zeit abbildete. Wenn man es in 50 Jahren wieder sieht, wird man ziemlich genau erkennen können, was in den frühen 2010ern die Menschen in Deutschland bewegte.
Diese Restrelevanz haben wir nun wohl auch hinter uns gelassen, wenn wir uns der Illusion bedrohter Mütterrechte hingeben, während Väterrechte sowohl das gesellschaftliche Problem sind, als auch mehr Potential für eine interessante Story hergäben.
Joe
13. August 2014 @ 13:38
Oh Mann. Ich bin ein Fan von Gerichtsserien, allerdings eher jener amerikanischer Machart. DL habe ich nie gesehen. Was ich hier über diese spezifische Folge lese, spottet jeder Beschreibung. Unglaublich.
Dirk M. Jürgens
13. August 2014 @ 18:22
Eine der letzten Staffeln lief zeitlich immer kurz vor einer „Boston Legal“-Wiederholung, die ich anschließend gesehen habe. Das war ein verdammter Kontrast… In der einen geht es um Findigkeit, Intelligenz und ambivalente Charaktere, in der anderen um eine unhinterfragbare Mary Sue im Fantasiegesetzland.