„Türkisch für Anfänger“ – S01-02
Staffel 1, Folge 2: „Die, in der ich keine Schwester will“
Ich wünschte, ich hätte die Formulierung, dass es mit dem Holzhammer geschrieben sei, nicht schon in der ersten Folge verballert, denn da es diesmal (zum Glück) an größeren ideologischen Problemen mangelte (außer eben, dass das von letzter Woche vergessen wird), hätte ich sie gut jetzt gebrauchen können.
Es geht darum, dass die egoistische Unsympathenmutter Lena und Yagmur zwingen will, sich anzufreunden, obwohl die erzwungenen Mitbewohnerinnen keinerlei gemeinsame Basis haben und dass Cem in eine Mitschülerin verknallt ist, aber zu macho, um vernünftig mit ihr anzubandeln. Auch in letzterem Handlungsstrang gibt es ungebetene elterliche Einmischung in seine privaten Angelegenheiten, die, wenn er selbst nicht so ein Proll wäre, Erfolg gehabt hätte. Andere zu ihrem Glück zwingen ist bekanntlich nicht mein liebstes Motiv.
Ich hoffe mal, die enorme Scheißigkeit der Eltern (Doris ist egoistisch, Cem kann einfach seine Finger nicht von seiner Stieftochter lassen… was ich hier bewusst irreführend formuliere) wird noch einmal thematisiert, aber die Folge leidet an einem anderen Problem:
Nach wie vor ahmt man „Mein Leben & ich“ nach, ohne dessen Voraussetzungen zu erfüllen. Die dortige Ich-Erzählerin sah mit ihren kurzen Haaren nicht nur wahnsinnig gut aus (was ich eventuell schon mal erwähnt habe), sondern war der einzig kluge Mensch unter Deppen und Spinnern. Daher war ihr Sarkasmus und ihre Distanz zu allen anderen berechtigt. Lena hingegen ist ebenso dumm wie Brot wie ihr Umfeld: Wenn sie Yagmur zum Koranunterricht begleitet, nimmt sie dazu eine Matte mit einem aufgedruckten Nacktbild mit und glaubt ernsthaft, über das Auflegen von Musik beim Gebet würden die anderen Teilnehmer sich freuen. Dass sie laut redet, wenn alle schweigen und offenbar noch nicht einmal weiß, dass Muslime sich zum Gebet verneigen (wie sie es selbst täglich in ihrem Zimmer beobachten kann), macht sie noch weniger geeignet, sich mit ihr zu identifizieren. Auch die behauptete Völkerverständigung der Serie ist Schmu, wenn sie ihre Figuren dazu derartig verdummen muss.
Der Konflikt löst sich über das alte Klischee, dass die Schwestern sich in ihrer gegenseitigen Ablehnung und ihrer Verachtung für den mütterlichen Plan so einig sind, dass sie es als gemeinsame Basis erkennen. Dass Lena ihr hinterherläuft um sie aufzuhalten, als Yagmur denn nach Istanbul ausreisen will, wird aber dennoch nicht plausibel gemacht. Die auf einmal behauptete Verbundenheit bleibt eben das – Behauptung. Wirklich dargestellt wird sie nicht.
Der große Aufreger fehlte diesmal also, aber wirklich beeindruckend ist es nach wie vor nicht.
comicfreak
23. Juli 2014 @ 13:04
..Mist