„Rubbeldiekatz“ oder Buck nimmt sich ein schlechtes Vorbild
„Rubbeldiekatz“ (2011) von Detlev Buck
Komödien um heterosexuelle, nicht transvestitisch veranlagte Männer, die in eine Frauenrolle schlüpfen, werden gelegentlich als subversiv betrachtet, da sie, so die Vertreter dieser Theorie, Geschlechterrollen hinterfragen. Das mag im Einzelfall richtig sein, ich sehe es in den meisten Fällen jedoch genau umgekehrt, da schließlich ihr Humor daraus entsteht, dass man ebenjene Geschlechterrollen als richtig betrachtet und den Verstoß gegen sie entsprechend als komisch.
Wenn der hier als Frau verkleidete Matthias Schweighöfer breitbeinig sitzt, einen Mann küssen muss oder von einem Stripper angetanzt wird, kann das nur als lustig empfinden, wer verinnerlicht hat, dass das unüblich ist.
Grund für seine Verwandlung ist, wie schon bei „Tootsie“, dass seine Figur erfolgloser Schauspieler ist, der sich als Frau verkleidet endlich eine große Rolle erspielt. Diese ist in einer Nazi-Schmonzette, aber bis auf eine Szene, in welcher der Hitlerdarsteller erklärt, schon seit drei Filmen als Führer besetzt worden zu sein und den Bart gar nicht mehr abzurasieren, verzichtet „Rubbeldiekatz“ leider darauf, hier angebrachte Satire zu bringen.
Detlev Buck, der einmal einer der glänzendsten und eigensten deutschen Regisseure war, zerstört seinen Ruf mit diesem Film nicht völlig, aber er fügt ihm auch kein Ruhmesblatt hinzu. Man kann loben, dass der Film gut besetzt ist und Schweighöfer wohl die überzeugendste Komödientranse des Landes ist, aber ansonsten scheint das Vorbild leider Til Schweiger zu sein.
Ja – Bucks „Männerpension“ war einer der wenigen Filme, in denen Schweiger exakt und perfekt für die Rolle war, aber hier hat sich der Falsche am Anderen orientiert. Die Optik, die Klischees und die Körperfunktionen erinnern alle an den bedauerlichen Star des deutschen Films und die Drehbuchautorin war sogar dessen Komplizin bei seinen „TiermitunüblichenOhren“-Filmen.
Anders als dessen Werke lässt sich „Rubbeldiekatz“ (der eher sinnfreie Titel wird mehrmals eingeworfen, ohne echte Bedeutung zu bekommen) aber zumindest größtenteils schmerzfrei ansehen, da eben das größte Problem eines jeden Schweiger-Films (nämlich Til Schweiger) fehlt und mit ihm zum Glück auch die herablassende Frauenbetrachtung.
Gut… dass das, was die Heldin dahinschmelzen lässt, Einparken ist, ist peinlich, aber zumindest wird nicht wirklich etwas daraus gemacht.
Die Figuren sind zumeist grob bis peinlich überzogen, zuweilen komplett überflüssig. Man kann dem Film zugute halten, dass er zumindest nicht alle RomCom-Klischees mitnimmt: So begegnet der Held seiner Angebeteten nach einem One-Night-Stand zu Anfang tatsächlich ausschließlich als Frau, anstatt eine Doppelrolle geben zu müssen und die öffentliche Liebeserklärung am Ende führt endlich mal nicht zum sofortigen Versöhnungserfolg. Leider findet man auch keinen anderen Grund dafür, so dass er dann eben einfach so eintritt.
Der Humor ist erstaunlich spärlich gesät, so dass ich mich immer wieder fragte, was der Film überhaupt von mir wollte, aber wie gesagt, wenigstens beleidigt er weitestgehend nicht. Lediglich fällt unangenehm auf, wie viele nichtheterosexuelle Figuren auftauchen, um gackernd eine würdelose Tuckenvorstellung zu geben, als wären wir in einer 70er-Jahre-Klamotte. Spätestens dieses Ärgernis dürfte den Verdacht subversiver Geschlechterdarstellung widerlegen.