6 Comments

  1. Mr. Crowley
    27. Januar 2014 @ 17:16

    Deinen etwas blinden Idolgehorsam mal beiseite lassend, hier etwas Nitpicking:

    „Wann sehen wir die Tränen des Jokers bei der Challenger-Explosion und Lobos Verzweiflung angesichts des Oklahoma-Bombenanschlags?“

    Dir ist schon bewusst, dass gerade diese beiden „Extrem“-Beispiele als Charaktere völlig anders aufgestellt sind als Doom oder Moloch?

    Dr. Doom, als Herrscher eines eigenen kleinen Landes, der auch immer wieder als (mehr oder weniger) gerechter und vor allem vom eigenen Volk geliebter Regent auftritt. Warum sollte der bei „sinnloser“ Vernichtung menschlichen Lebens nicht in die Knie gehen? Warum sollte das in irgendeinem Gegensatz zu seinen Weltherrschafts- (nicht -vernichtungs-)Zielen stehen?

  2. Dirk M. Jürgens
    27. Januar 2014 @ 18:42

    Wenn ich blind idolgehorsam wäre, hätte ich Moores Order befolgt und die Serie gar nicht gelesen. 😉

    Natürlich – gerade in Hinblick auf seine eigene Story im letzten Band ist Moloch bei weitem kein richtiges Monster. Der Punkt allein hätte mich auch nicht weiter gestört, aber die Parallele zu jenem Negativbeispiel stieß mir doch assoziativ auf.
    Will sagen: Mann, das war ein kleiner Scherz am Rande, nicht das Zünglein an der Waage, um diesen Band zu beurteilen.

    Aber Dr. Dooms Trängen schlucke ich nach wie vor nicht. Ich sage nicht, dass er hätte lachen und Überlebene bespucken sollen, denn er ist ja nun kein Sadist und der Anschlag nützte seinen Zielen ja auch nichts, aber trotz allem ist er ein Superschurke. Einer, der den Verlust menschlichen Lebens jederzeit hinnimmt (solange es nicht sein Volk ist), die gleiche Haltung bei anderen also verstehen müsste. Ein simples Kopfschütteln und gemurmeltes „So eine sinnlose Vergeudung menschlichen Lebens für irgendeinen wirren Zweck!“ wäre vollkommen okay gewesen.
    Aber Tränen? Der kaltblütige Dr. Doom, dessen Pläne auch genug Blutvergießen einkalkuliert, soll ein so genereller Menschenfreund sein, dass es ihn mehr mitnimmt, als mich?
    Gut… anders als ich war er vor Ort, aber anders als ich war er schon öfters bei Tod, Krieg und Gewalt vor Ort (oft von ihm ausgehend), da setze ich einfach eine gewisse Gewöhnung voraus.

    Mit der Szene hat JMS einfach die innere Realität des Werkes zugunsten der äußeren, echten Realität aufgegeben und das halte ich künstlerisch für unverzeihlich. Wenn mich etwas so sehr bewegt, dass ich es künstlerisch verarbeiten muss, dann benutze ich dazu geeignete Figuren und verbiege nicht ungeeignete, weil ich deren Welt so gering schätze.

  3. Peroy
    27. Januar 2014 @ 19:01

    Das liest sich wie erwartet… als ob Herr Jürgens Alan Moore gerne mal einen blasen würde…

  4. Dirk M. Jürgens
    28. Januar 2014 @ 11:39

    Da er es mir bislang noch nicht angeboten hat, kann ich das leicht weit von mir weisen! 😛

  5. John
    28. Januar 2014 @ 17:03

    Mit dem Alter geht bei mir die Heldenverehrung von Moore zurück – so toll ich seine Werke auch finde, sie wirken nach all den Jahren doch etwas sehr offensichtlich in ihren ideologischen Ansätzen.

    Gelesen habe ich Before Watchmen natürlich trotzdem nicht – zurecht, wie es scheint.

    Immerhin kommt ja „bald“ (irgendwann mal) Multiversity von Morrison, in dem „Pax Americana“ eine Art retcon der Watchmen-Welt darstellen soll (was wäre Watchmen, wenn es eben doch die Charlton-Figuren gewesen wären?).

  6. Dirk M. Jürgens
    28. Januar 2014 @ 19:27

    Ideologie war für mich nie der wirkliche Punkt bei Moore. Mehr einige Überschneidungen im Geschmack (Mega-Crossover und Quantenphysik mit einem Esslöffel Mythologie) aber vor allem seine brillante Handwerkskunst!
    Etwa jene Geschichte in „Tomorrow Tales“, die auf vier Stockwerken in vier verschiedenen Jahrzehnten spielt und sowohl horizontal, als auch vertikal gelesen werden kann… sobald ich die sehe, kreische ich jedesmal vor Begeisterung!

    Auf Morrisons Version bin ich aber mal gespannt. Es ist zwar fraglich, ob er der richtige Mann ist (in seinem „Supergods“-Buch lässt er deutlich raushängen, was für Probleme er mit Moore hat), aber interessant auf jeden Fall.