Brian Keene: „Auferstehung“
Brian Keene: „Auferstehung“ (2011)
(dt. Ausgabe/Heyne) Horror
Die Zombie-Apokalypse ist hier streng genommen eher eine Dämonen-Apokalypse, da mal wieder ein Teilchenbeschleuniger ein Loch zur Hölle gerissen hat, durch das die dorthin verbannten, sumerisch sprechenden Schurken die Körper hier Verstorbener übernehmen können. Sie empfangen dabei sämtliches Wissen und alle Fertigkeiten des Vorbesitzers, können Waffen und Fahrzeuge bedienen, fressen aber Menschen, wobei sie aber darauf achten, genug für eine Auferstehung übrig zu lassen.
Ein Typ auf der Suche nach seinem Sohn, ein Priester, eine Prostituierte und einer der, an der Invasion schuldigen Wissenschaftler, kämpfen sich durch das Land und bekommen es neben den Zombies (wie sie weiterhin bezeichnet werden) auch mit einer der obligatorischen durchgedrehten Armee-Einheiten zu tun.
Man sieht, Originalität vermeidet Keene gründlich, aber das macht überhaupt nichts. Was Stephen King einmal (zu unrecht) über seine eigenen Bücher sagte, trifft hier zu: Literarisches Fast-Food, ohne all zuviel Handlung oder Komplexität, aber durchaus lecker. Bemängeln kann man vor allem das Ende, welches irgendwie nicht wirklich stattfindet. – Dass es kein Happy End geben würde, war ja recht schnell klar, aber leider verpasst Keene die Chance, mit einem großen, pathetischen Schluss oder sonst einem Paukenschlag zu enden, stattdessen ist irgendein Zombie-Angriff dann eben der letzte, wobei es wohl inzwischen (mindestens) ein Sequel gibt.
Das ist zwar etwas ärgerlich, aber nun eben halb so schlimm, da der ganze Roman eben weniger auf Story, denn auf Spektakel setzt, so dass dieser Fehlgriff zumindest keine größere Konstruktion beschädigt. – Und das Spektakel beherrscht Keene!
Ob es die Menschen untereinander sind, die sich auf allerlei Arten gegenseitig quälen und umbringen oder die verschiedenartigen Entstellungen der Untoten – fast scheint es, als ginge er alles durch, was man dem menschlichen Körper antun kann. Es gibt Kinderzombies, Tierzombies und sogar einen besonders widerwärtigen Doppelzombie bestehend aus einer Schwangeren und ihrem Ungeborenen. Es wird ebenso vergewaltigt wie kastriert, aber das hohe Tempo des Romans sorgt dafür, dass es nicht wie ein pubertärer Amateur-Splatterfilm wirkt, der ewig auf sein Gesudel draufhält, sondern macht es zu einzelnen, schnell abgearbeiteten Stationen einer ultrablutigen Geisterbahnfahrt.
Das ist, wie schon gesagt, wahrlich keine hohe Literatur und fügt dem Zombie-Genre, welches in der Vergangenheit ja gern mal Allegorie und Gesellschaftskritik war, nichts Neues hinzu, aber ein wunderbarer Groschenroman für zwischendurch. Angesichts des hohen Ekelfaktors könnte man jetzt den Fast-Food-Vergleich bestimmt noch irgendwie mit dem Erbrechen in Verbindung bringen, aber das möge jeder selbst ausformulieren.
(Dirk M. Jürgens)
heino
7. März 2013 @ 11:19
Ich habe letztens „Totes Meer“ von Keene gelesen und kann dein Urteil in jedem Punkt bestätigen. Dort war es der übliche Virus, der für die Epidemie der Untoten sorgte, und es gab auch keinerlei neue Ideen, aber das Buch war extrem schnell geschrieben und sehr unterhaltsam.
Dirk M. Jürgens
7. März 2013 @ 17:17
Ah, davon habe ich auch schon gehört!
Mich reizt aus seinem Schaffen auch „The Conqueror Worms“, mal etwas lovecraftiges (inzwischen schreiben ja so viele Leute beim alten H.P. ab, da wird der zu erwartende Ideenmangel hier auch nicht schaden). 😉
heino
8. März 2013 @ 15:46
Ihc muß gestehen, dass ich Keene vorher gar nicht kannte und das Buch aus der Grabbelkiste gefischt habe, daher weiß ich nicht, was der sonst noch verbrochen hat. Aber er scheint zumindest besser als Richard Laymon zu sein, deshalb werde ich noch mindestens eins seiner Bücher antesten
Richard Laymon: “Das Grab” | Weird Fiction
26. März 2013 @ 20:48
[…] Brian Keene das literarische Horror-Fast Food ist, welches man Stephen King früher zu sein zuschrieb, ist er […]