FFF 2012: „The Tall Man“
Wer Pascal Laugiers „Martyrs” mochte, der wird auch diesen Film um einen Kinderräuber in einer Kleinstadt mögen, wem der nicht gefiel, der wird auch hiermit nichts anfangen können. Denn in einem Rekordversuch in Sachen künstlerischen Stillstandes ist „The Tall Man“ aus so ziemlich exakt den gleichen Einzelteilen wie diese zusammengesetzt und läuft, trotz eines gänzlich anderen Themas, auf ein ähnlich hohles Ende hinaus, welches sich aber ebenso aufdringlich als tiefsinnig ausgibt. So erdreistet er sich tatsächlich, am Ende per Voice over „But it was right, wasn’t it? – Right? – Right?“ zu fragen, damit auch der dümmste Zuschauer merkt, dass es hier ambivalent ausging. Dem Applaus im Pulikum nach zu urteilen, freuten sich viele der Anwesenden darüber, ihr Nachdenken so mundgerecht vorgekaut zu bekommen, so dass er wohl wieder seine Bewunderer finden wird.
Wie „Martyrs“, fängt er als „normaler“ Terrorfilm an, anders als dieser, langweilt er jedoch schon in diesem Teil. Schon seine an sich sehr stimmungsvolle Teasermontage schwächt er damit, dass vor ihr noch eine lange, unaufregende Geburtsszene gesetzt wird, die ihr an Wirkung nimmt. Seine spärlich auftretende Titelfigur (die übrigens keinerlei Verbindung zum Internetmonster „Slender Man“ hat, wie ich gehofft hatte) weiß er nicht zu inszenieren und selbst seine Flucht- und Jagdszenen laufen so tempoarm ab, dass man sich wünscht, vorspulen zu können. Um jedenfalls etwas positives zu vermelden, kann ich sagen, dass zumindest Jessica Biel schauspielerisch mehr zu überzeugen weiß, als man es von ihr erwarten sollte, aber da sie den Film als Produzentin mitverschuldet hat, gibt ihr das auch keinen Bonus.
(Dirk M. Jürgens)