FFF 2012: „Excision“
Die junge Pauline ist pickelig, verhaltensauffällig und steht im Schatten ihrer jüngeren Schwester Grace und deren schwerem Lungenleiden. Ihr Ziel ist es, Chirurgin zu werden um ihr eine neue Lunge zu verpflanzen, zunächst möchte sie jedoch ihre Jungfräulichkeit verlieren. Nebenbei ist sie nekrophil.
Geschickt spielt der Film zwei verschiedene Schemata gegeneinander aus: Beginnt man, sich mit der, von ihrer besitzergreifenden, oberflächlichen Mutter unterdrückten Pauline zu stark zu identifizieren und „Excision“ als Film über eine intelligente Außenseiterin zu sehen, machen verstörende Fantasiesequenzen voller Leichen und Innereien oder bizarre Verhaltensweisen der Heldin deutlich, dass sie nicht sympathisch verschroben, sondern wirklich geisteskrank ist. Dennoch bleibt sie einem in aller Exzentrizität stets nahe, da er uns in ihre Welt einführt, auch wenn er diesen Blick öfters bricht.
Die Optik des Films ist wunderschön, die Musik stimmungsvoll und vor allem weiß „Excision“ seine Gaststars (John Waters als Pfarrer, Malcolm McDowell als Lehrer und Ray Wise als Schuldirektor) perfekt einzusetzen, so dass sie ihn wirklich bereichern, anstatt zu reinen Gimmicks zu verkommen.
Gewarnt sei bei aller Gefühlstiefe und Sensibilität jedoch vor einem äußerst hohen Ekelfaktor (neben den Gedärmfantasiene kommen auch ein benutztes Tampon, Speichel und Erbrochenes vor), der allerdings meist mit schwarzem Humor gemildert wird, wodurch dann auch sein finsteres, sich früh abzeichnende Ende umso bestürzender wirkt.
(Dirk M. Jürgens)
heino
14. Februar 2013 @ 13:12
„Excision“ war für mich der klare Gewinner des letzten FFF. In seiner Thematik ist er dem auch sehr guten „We need to talk about Kevin“ recht ähnlich, geht aber von einer anderen Seite da ran, holt auch mehr aus der Problematik raus und lässt im Gegensatz zu „We need..“ nicht Figuren wie den Vater zu totalen Klischees verkommen. Ausserdme hat er den besseren Soundtrack:-)