FFF 2012: „Ace Attorney“
Ich kenne die „Phoenix Wright“-Games nur vom Namen und der von ihnen geprägten Memes nach, aber der Film ist ein Kuriosum im Bereich des Gerichtsthrillers, wie es seinesgleichen sucht. Man stelle sich eine Mischung aus „Ally McBeal“ und „Scott Pilgrim“ vor und hat ihn damit noch immer nicht ganz erfasst. Der komplexe Fall, der im Mittelpunkt steht, ist stimmig und plausibel konstruiert und so offen erzählt, dass man stets selbst mit raten kann, doch er ist das einzige Bröckchen Plausibilität in einer Welt des Wahnsinns.
Mit bizarren Frisuren, Kostümen und überzogener Manga-Gestik scheinen so ziemlich alle Figuren rasende Irre zu sein, die Regeln der Justiz (die für Mordfälle ein knappes Zeitlimit von höchstens drei Tagen hat – taucht ein weiteres Verbrechen auf, kann es eine „Extra Round“ geben) nicht wirklich auf Wahrheitsfindung ausgerichtet, einer der Gerichtsdiener ist ein blaues Polizeimaskottchen und nach einem Freispruch regnet es Konfetti. Ein Detektiv trägt den Namen „Dick (!) Gumshoe (!!)“ und zudem tauchen immer wieder Geister auf, die dem würdelos überemotionalen Phoenix gegen seinen Rivalen, den eiskalten, mozartesk kostümierten Staatsanwalt Miles Edgeworth helfen.
Ein buntes Vergnügen voll absurdester Gags und grandiosem Eyecandy, fernab von jedem Realismus, das vielleicht geringfügige Straffung vertragen hätte, aber auch so nie langweilt und seinen hohen Schrägheitsgrad bis zum Ende aufrechterhält. Ich verstehe jeden, den dieser famose Film nervt und wünsche mir ein „Wer die Nachtigall stört“-Remake dieses Stils, mit Phoenix Wright in der Rolle Gregory Pecks („To Kill a Phoenix“?).
(Dirk M. Jürgens)
heino
14. Februar 2013 @ 13:07
Die älteren Filme von Miike (wie z.B. Visitir Q, Dead or alive oder Salaryman Kintaro) mag ich ja, aber er hat auch mindestens genauso viele Leichen im Keller. „Ace Attorney“ ließ mich relativ kalt, was vielleicht daran liegt, dass ich kein Gamer bin, denn mit „Scott Pilgrim“ ging es mir ähnlich.
Dirk M. Jürgens
14. Februar 2013 @ 14:46
Wie gesagt – sowohl „Scott Pilgrim“ als auch dieser hier sind definitiv Fälle, bei dem ich voll und ganz jeden verstehe, der damit nichts anfangen kann. Das ist halt der Preis von extremer Exzentrik: Man verfehlt die Leute, die nicht den gleichen Schaden haben wie man selbst. 😉
heino
17. Februar 2013 @ 20:44
Och, „Visitor Q“ finde ich viel exzentrischer. Aber da muß ich auch kein Gamer sein, um den Film trotzdem zu mögen:-)