„Zweiohrküken“
„Zweiohrküken“ oder Schweiger findet sich geil
(2009) von Til Schweiger
Der Film beginnt mit Nora Tschirner, die uns lang und breit ausführt, dass sie eine starke Frau sei (vom Film selbst bald widerlegt) und dass es nichts besseres in der Spezies Mensch gibt, als Til Schweiger (ja gut, theoretisch hat er einen Rollennamen, aber wen wollen wir verarschen?). Zwar wird das als Traumsequenz entlarvt, doch Autor/Regisseur/Hauptdarsteller Schweiger erfüllt sich zwei Szenen später gleich eine weitere Fantasie, indem er sich von einem kleinen Mädchen ins Gesicht furzen lässt. Der Zuschauer fühlt sich in den kommenden zwei (gefühlte drei) Stunden ähnlich behandelt.
Halten wir uns gar nicht damit auf, das selbst für eine Romantische Komödie magere Bisschen an Handlung auszuführen, oder die altbekannten Witze zu diskutieren, die Schweiger sich vermutlich aus „Humor für den Herren (Band 2)“ abgeschrieben hat, weil es im Vorgänger „Keinohrhasen“ und „Zwei Nasen tanken Super“ so gut geklappt hat. Die unendliche Vorhersehbarkeit fast jedes einzelnen der kargen Gags, sowie der Fremdschämfakter der ständigen Überzogenheit sei hiermit auch abgehakt. Kommen wir lieber gleich zu der Geschlechterthematik, um die der Film geht.
Denn auch, wenn der Anfang Ironie behauptet, ist doch der größte Eindruck des Films der Narzissmus Schweigers. – Gut… seine Figur führt einen unordentlichen Haushalt und ist ein komplettes Arschloch, aber ersteres ist der Tribut, den man zahlen muss, um sich als beiden Geschlechtern gegenüber kritisch auszugeben, letzteres fiel den Machern offenbar nicht auf. Schließlich brauchten sie all ihre satirischer Beobachtungsgabe für die weiblichen Personen, welche voll lange brauchen, um sich was passendes anzuziehen und sich voll den Kopf um ihr Gewicht und so machen. Ziemlich originell, das.
Scheinbar traut sich Schweiger den Vergleich mit ähnlich von Frauen begehrten Kollegen zu, doch auch wenn Matthias Schweighöfer und Ken Duken mitspielen, sorgt der Film schon dafür, dass sie auf ihren Plätzen bleiben: Schweighöfer spielt seine Rolle als geistig Behinderten und seine (übrigens völlig plotirrelevante) Story beschränkt sich darauf, bei Frauen abzublitzen und Schweiger um Hilfe zu bitten, um einen Beutel Fäkalien von einem Nachttisch zu holen (kein Kommentar) um schließlich einfach aus der Handlung zu verschwinden, Duken wird als über-politisch korrekter Saubermann-Frauenversteher inszeniert, weinerlich tuntig mit Ökokost, Globalisierungskritik und anderen unmännlichen Attributen und muss dennoch am Ende das Land verlassen. Also kein Hauch einer Konkurrenz für den ganzen Mann Schweiger, der auch immer wieder gern die Fäuste sprechen lässt, was ja auch vollkommen okay und sozial akzeptabel im täglichen Miteinander ist. Als er in Frauenkleidern den unweiblichsten Transvestit aller Zeiten gibt, wird er natürlich durchgängig von allen Leuten für eine Frau gehalten und zumeist auch angebaggert. So begehrenswert ist er eben. Darum liegt auch der glückliche Ausgang ganz in seiner Hand – soviel Stress ihm Nora Tschirner auch bereiten kann, sie kann die Beziehung zu diesem Halbgott natürlich nicht abbrechen, das und die Versöhnung müssen von ihm ausgehen.
Bleiben also die Frauen. Diese neurotischen, ordnungssüchtigen, eigenblinden Geschöpfe mit ihren Kleiderticks, deren wichtigstes Ziel es ist, die Seele eines guten Mannes zu verschlingen, allen Spaß in seinem Leben zu zerstören und die wissen, dass Schweiger der bestmögliche Fang des Universums ist. Diese dummen, flachen Pappfiguren, die nur Stress machen, einem nichts glauben, ständig rumnörgeln und vor durchgehend vor Eifersucht vergehen.
… Viel gibt es über sie nicht zu sagen.
Doch wenn ich drüber nachdenke, kann ich Schweiger vielleicht gerade diesen, an sich sehr unangenehmen Punkt am wenigsten vorwerfen. Schließlich ist er, wie er ist und tut, was er tut und dennoch schwärmen so viele Frauen in der Realität von ihm, reißen sich um ihn und machen seine hohlen, platten, originalitätsfreien Reißbrettfilme zu Kassenschlagern… Wie soll er das weibliche Geschlecht also auch achten, wenn es ihm so begegnet?
(Dirk M. Jürgens)
Damien Crowley
7. April 2012 @ 3:30
Eigentlich auch schon „Koko Wääh“ gesehen? Ist das gleiche in rosettenbraun. 🙂
CrazyEddie
7. April 2012 @ 8:05
Dankedankedanke. Als Mensch, der mit der Gabe geboren wurde Kopschmerzen zu haben, wenn Schweiger auch nur 5 Minuten redet, kann ich mir Filme mit ihm – in denen er nicht seinem Namen alle Ehre macht – nicht wirklich angucken. Deswegen danke ich dir, dass du mir zeigst, dass ich nichts verpasst habe und das Schweiger auch der beste Freund von mario Barth sein kann Das Niveau scheint ja das gleiche.
Dirk M. Jürgens
7. April 2012 @ 13:37
Nein, „Kokowääh“ liegt noch vor mir, aber wenn ich die künstlerische Verwandschaft zwischen den bisherigen Filmgen so betrachte, habe ich den Verdacht, ihn im Grunde doch schon zu kennen.
Nebenbei – „Keinohrhase“, „Zweiohrküken“… ob der nächste Teil wohl „Dreilochstute“ heißt? Thema und Niveau würden es anbieten.