„Die Mongolettes – Wir wollen rocken!“ (2012)
„Die Mongolettes – Wir wollen rocken!“ oder Äh… Ging es hier nicht eigentlich um Behinderte?
(2012) von Florian Gärtner
Nachdem ich mich anlässlich Pro7s „Willkommen im Krieg“ über die Bundeswehr aufregen konnte, verlangte man heute von mir, mir eine ähnliche Gruppe, nämlich die geistig Behinderten vorzunehmen. Doch ich muss bereits jetzt enttäuschen: Viel zu meckern gab es nicht.
Natürlich war der Film alles andere als originell: „Erfolgloser Rocker gerät in biederes Millieu, in dem er eine Band aufstellt“ ist eine recht verbrauchte Formel (diesmal eben in einer Sonderschule durchgezogen), aber wenn man nicht zuviel erwartete, wurde man positiv überrascht: Weder gab es ein großes, aggressives Moralisieren, welches uns einhämmern will, dass Behinderte verdammt noch mal nicht behindert, sondern nur anders sind (was nebenbei eine verdammte Lüge ist, denn in unserem System kommen sie schlicht schlechter zurecht, was ja keine Schande ist), noch untergräbt man seine eigenen Botschaften, wie sonst üblich und auch versucht man nicht irgendwelche überzogenen Schurken aufzubauen, wo keine nötig sind.
Natürlich verheimlicht unser Held vor den kreuzbiederen Nonnen, welche die Schule führen, was er da tut und natürlich fliegt er am Ende auf und es geht in den dramatischen Teil über. Doch machen die Nonnen kein großes Drama darauf, sondern nehmen es wohlmeinend hin, schließlich dürften auch die mitbekommen haben, dass wir uns im 21. Jahrhundert befinden und die Musik nicht bei Bach stehen geblieben ist wobei der am Ende auftauchende Bischof schon überraschend positiv auf „Highway to Hell“ reagierte – da hätte sich doch ein Gag angeboten, dass er schlicht kein Englisch kann. Apropos… an besagtem AC/DC-Song hört man sich im Laufe des Films reichlich satt und ich frage mich, ob unser Held nicht etwas blöd ist, ausgerechnet dieses, besonders unpassende Stück zu wählen, wo jede dahin gesummte Zeile ihn auffliegen lassen kann. Ich meine, ein Geheimnis mit so vielen Leuten zu teilen ist eh gefährlich, mit so vielen Jugendlichen erst recht und mit soviel geistig behinderten Jugendlichen? Na ja… wollen wir uns daran nicht aufhängen. Ebenso ignorieren wir mal, dass es als locker-leichter Gag dargestellt wird, wenn einer der Behinderten lernt, Leute mit einer Flasche niederzuschlagen.
Löblich aber wie gesagt, dass der Film nicht heuchelt: Vor dem Auftritt beim obligatorischen Rockwettbewerb erklärt unser Rocker noch, dass es nicht wichtig ist, dass sie gewinnen, sondern dass sie ihren Spaß gehabt haben – und mit einer Konsequenz, von der andere Filme (und da sehe ich gerade „Willkommen im Krieg“ mit seinem Krankenhaus-Handlungsstrang scharf an) nur träumen können, gewinnen sie auch nicht. Natürlich wird auch hier unser Held ein besserer Mensch, aber da er vorher nicht so betont unreif gemacht wird, stört es nicht weiter.
Es könnte aufgefallen sein, dass ich bislang nichts zur Komik schrieb und die wird auch in der Tat sehr sparsam eingesetzt. Man sollte den Film wohl lieber als ein sehr leichtes Drama sehen, welches dafür zuweilen ein paar erstaunlich taktlose Scherze hat, bei denen nicht immer unterschieden wird, ob man mit oder über die Behinderten lacht. So schließe ich dieses enttäuschende Review mit dem Zitieren meines persönlichen Höhepunktes, nämlich einem ursprünglich von unsren Protagonisten erwogenen Bandnamen: „Supermongo und die Spasten“.
Ich werde gelegentlich wirkliche Bands die ich nicht mag damit titulieren.
(Dirk M. Jürgens)