Twilight Zone Episodenführer: Folge 0 bis 3
„The Twilight Zone“ Episodenführer
von Sebastian Kempke
There is a fifth dimension beyond that which is known to man. It is a dimension as vast as space and as timeless as infinity. It is the middleground between light and shadow, between science and supersition and it lies between the pit of man’s fears and the summit of his knowledge. This is the dimension of imagination it is an area which we call the Twilight Zone.
Mit diesen Worte entführte Drehbuchautor und Produzent Rod Serling am Freitag dem 02. Oktober 1959 zum ersten Mal seine Zuschauer vor den TV-Geräten in die „Twilight Zone„. Nachdem er jahrelang im Fernsehgeschäft mit Sponsoren zu kämpfen hatte, die sozialkritische Themen unterdrückten, und Skripts umschreiben liessen, nur um ihr Produkt besser zu platzieren, beschloss Serling, seine eigene Serie zu produzieren, die ihm im Rahmen einer „Was wäre wenn…“-Erzählung jede Woche die Gelegenheit geben würde, gute Drehbücher und kritische Themen in den Vordergrund zu stellen und dem Publikum intelligente Unterhaltung zu bieten, ohne sich jedoch vor den Sponsoren für seine künstlerischen Entscheidungen rechtfertigen zu müssen. Bis heute gilt die Serie neben „The Outer Limits“ als eine der legendärsten TV-Serien der USA und entstand in einer Zeit, in der Kurzgeschichtenmagazine und Radiosendungen noch regelmäßig Science-Fiction-, Fantasy- und Horrorstories publizierten. In dieser Tradition präsentiert Rod Serling in sich abgeschlossene Stories, die sich meist auf schicksalshafte Momente oder psychologische Falltüren konzentrieren, meist mit einem legendären Plottwist.
Nachdem wir ja vor einigen Jahren den Episodenführer zur Radioserie „Dimension X“ veröffentlichten, habe ich mir lange vorgenommen, den Twilight Zone Episodenführer als nächsten folgen zu lassen. Ich bemühe mich möglichst wenig an Überraschung verderben und möglichst viel Begeisterung für die herausragendsten Episoden zu wecken. Doch nun… „The Twilight Zone“
Ansage zur ersten regulären Folge von Rod Serling
„The Time Element“ (Pilotfolge / 11.12.1958)
Obgleich Rod Serling sein Drehbuch für „The Twilight Zone“ vorgesehen hatte, wurde diese Folge in der Serie „Westinghouse Desilu Playhouse“ ausgestrahlt. Die Geschichte diente als „Pitch“ für die eigentliche „Twilight Zone“ und wird allgemeinhin als Pilotfolge angesehen.
Drehuch: Rod Serling Regie: Allen Reisner Darsteller: William Bendix, Martin Balsam u.a.
TV-Fans dürften überrascht sein, wenn sie aus Neugier in das Westinghouse Desilu Playhouse reinschalten, um diese besondere Episode nachzuholen, denn der Ansager der ersten Folgen, und so auch dieser hier, ist der bekannte Kubaner Desi Arnaz, den einige vielleicht als Ricky Ricardo aus der zeitlosen Serie „I love Lucy“ kennen… aber dies nur am Rande. Ricky teilt uns mit das wir eine Folge von Rod Serling sehen werden mit Bendix in der Hauptrolle und es geht um einen Patienten, der seinen Psychologen in der Praxis aufsuchte… vor genau neun Minuten.
Plot: Ein wiederkehrender Traum plagt Jenson, den Mann mittlerern Alters (Bendix), der mit sich ringt, dem Psychologen (Balsam) die Tragweite seines Problems zu schildern. Es ist ein Traum, der ihn zurückführt in das Jahr 1941, nach Pearl Harbour, an den Abend vor dem Bombenangriff durch die japanischen Streitkräfte. Im Traum versucht er vergeblich, die Menschen im Imperial Hawaiian Hotel zu warnen, in dem er sich Nacht für Nacht wiederfindet. Als der Psychologe ein Traum vermutet, daß in diesem Traum verarbeitet würde, legt ihm sein Patient das eigentliche Problem offen: Er hat Beweise dafür, daß er tatsächlich Nacht für Nacht durch die Zeit reist!
Fazit: Eine hervorragend gespielte Episode mit einem fantastischen Drehbuch, das (fast doppelt so lang wie die späteren Episoden der „Twilight Zone“) spannend, in sich logisch und bis zum Schluß interessant bleibt. William Bendix (bekannt aus Hitchcocks „Lifeboat“) spielt den hitzköpfigen New Yorker mit einer bewundernswerten Hingabe und trägt die Gaubwürdigkeit der Geschichte auf seinen Schultern. Martin Balsam kennt man nicht nur aus späteren „Twilight Zone“ sondern auch als Privatdetektiv Arbogast in Hitchkocks „Psycho“ wenige Jahre später. „The Time Element“ ist eine großartige TV-Episode, ebenso beklemmend wie gewitzt, und ein Idealbeispiel für einen echten Serling.
Bewertung: [rating:5]
„Where is everybody?“ (Staffel 1 – Folge 1 / 02.10.1959)
Drehuch: Rod Serling Regie: Robert Stevens Darsteller: Earl Holliman, James Gregory u.a.
(dt. Titel „Die leere Stadt“)
Plot: Ein junger Mann im Army-Overall und ohne Erinnerung findet sich am Rande einer verlassenen Kleinstadt. Zunächst scheint es so, als hätten die Einwohner die Stadt von einem Moment auf den anderen verlassen, doch auch das Telefonnetz ist tot. Bald fühlt sich der Einsame verfolgt und schließlich führt ihn seine verzweifelte Suche nach einem menschlichen Wesen an den Rande des Zusammenbruchs…
Fazit: Die Auflösung und das Finale der ersten Episode sind so klassisch und doch werde ich sie an dieser Stelle nicht verraten. „Where is everybody?“ erzählt von der Isolation und von dem was einen jeden Menschen erwartet, der ganz auf sich allein gestellt ist und sich verloren glaubt. Es ist mir kaum möglich, nicht jedesmal mit Earl Holliman zu fühlen, in seiner Hoffnung wie auch in seiner Panik, verloren in der leeren Stadt. Und spätestens wenn Rod Serling seinen Epilog liest, schleicht sich ein Gefühl von Ehrfurch ein vor dieser simplen, sparsamen und doch so einmaligen Episode. Unbedingt ansehen!
Bewertung: [rating:5]
„One for the angels“ (Staffel 1 – Folge 2 / 09.10.1959)
Drehuch: Rod Serling Regie: Robert Parrish Darsteller: Ed Wynn, Murray Hamilton u.a.
(dt. Titel „Das Geschäft mit dem Tod“)
Plot: Straßenhändler Bookman, ein kauziger, sympathischer alter Herr, geht seinem Job mit Leidenschaft nach und erfreut sich großer Beliebtheit bei den Kindern der Nachbarschaft, handelt er doch mit Spielwaren und Geschenken (man achte auf einen Gastauftritt von Robby dem Roboter in der ersten Einstellung). Eines Tages taucht ein Mann im schwarzen Anzug auf, der Bookman zu seinen persönlichen Daten ausfragt und erstaunlich viel über den alten Mann zu wissen scheint. Als Bookman verucht ihn loszuwerden, erscheint der ungebetene Gast plötlich wie aus dem Nichts und nach kurzer Diskussion stellt sich heruas, daß es sich um den Tod persönlich handelt. Anstatt wie geplant im Schlafe zu sterben und seinen Tod zu akzeptieren, erfindet der Straßenhändler immer neue Gründe, warum sein Ableben aufgeschoben werden sollte. Wird Bookman dem Tod ein Schnippchen schlagen, und wenn ja, wer wird dann am Ende das zeitliche Segnen?
Fazit: „One for the angels“ ist eine rührende Mischung, die ein wenig an Frank Capra erinnert und der man sich schwer entziehen kann. Bookmans (Ed Wynn) Feilschen um Leben und Tod, insbesondere im Finale, sind herzergreifend und Rod Serling versteht es, seine Figuren Grübeln zu lassen und wir kaufen ihm ab, daß der alte Bookman am Ende sogar den Tod (Murray Hamilton) mit seinem Verkaufstalent um den Finger wickelt… auch wenn es zum Ende für alle anders kommt als gedacht.
Bewertung: [rating:5]
„Mr. Denton on Doomsday“ (Staffel 1 – Folge 3 / 16.10.1959)
Drehuch: Rod Serling Regie: Allen Reisner Darsteller: Dan Duryea, Martin Landau u.a.
(dt. Titel „Mister Dentons zweite Chance“)
Plot: Al Denton ist der abgehalfterte Trunkenbold einer kleinen Stadt im Wilden Westen und hat vom Leben nicht mehr viel zu erwarten, außer von jungen Revolverhelden verspottet und gedemütigt zu werden. Doch dann kommt ein geheimnisvoller Händler in die Stadt und wie durch einen Zufall – oder Schicksal – findet Denton einen Revolver im Schmutz der Hauptstraße, und wie es der Zufall so will, scheint er ihm zu neuem Ruhm als Meisterschütze zu verhelfen und zu Respekt und Selbstvertrauen. Doch mit dem alten Leben kommt auch sein jähes Schicksal zurück… und in einem letzten Duell erwartet er sein neugewonnenes Glück zu zebrechen. Doch da tritt der geheimnisvolle Händler auf ihn zu und schenkt ihm einen Trank, der ihn im entscheidenden Moment zu absoluter Zielsicherheit verhelfen soll. Denton willigt ein… doch warum hat sein Gegner den gleichen Trank in Händen. Hat seine letzte Stunde geschlagen?
Fazit: Eine leise, tragische Geschichte, mit Feingefühl erzählt und gut gespielt. Vielleicht ein wenig weniger revolutionär als die ersten beiden Folgen. Ein Western über die tragische Figur des Revolverhelden, aufgefrischt mit einen Spritzer personifiziertem Schicksal.
Bewertung: [rating:4/5]