„People who live in brass Hearses“
„Tales from the Crypt“ Folge 5 der 5. Staffel (1993) VERSUS Heft 27 von „The Vault of Horror“ (1951), beide moderiert vom Cryptkeeper
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Anmerkung: Dieser Artikel enthält Spoiler (Sprich: Details, die die Auflösung der Story betreffen und damit den Spass an der Geschichte verderben könnten, wenn man sie denn noch nicht kennt.) Weiterlesen also auf eigene Gefahr!
Geschmacklos, Makaber, Bösartig, Bluttriefend.
Auf die „Tales from the Crypt“-Episode, die wir uns heute vorgenommen haben, trifft in etwa alles genannte den Nagel auf den Kopf und obendrein haben wir noch eine großartige Besetzung: Bill Paxton als Ex-Knacki Billy DeLuca, der bei seinem letzten Job als Eiswagenfahrer beim Stehlen erwischt wurde und im Gefängnis eine ungesunde Angewohnheit entwickelt hat Butter klotzweise zu essen, Brad Dourif als sein zurückgebliebener Bruder Virgil, der sich einredet, sie seien noble Banditen wie Jesse James und ständig unter den Rasereien seines Bruders zu leiden hat und der großartige Michael Lerner als Eiswagenfahrer Mr. Byrd, der scheinbar ein unsägliches Geheimnis hütet.
Die kultige Story kurz im Abriss: Die Brüder planen einen Überfall auf die Eisfirma, doch als der blutig in die Hose geht beschliessen sie kurzerhand, sich mit Mr. Byrds Tageseinnahmen zufriedenzugeben. Also fahren sie ihm nach, erschiessen ihn in seiner Wohnung und durchwühlen sie nach dem Geld.
WAS SIE NICHT WUSSTEN. Sobald Byrd die Vorhänge seiner Fahrerkabine schloss um im hinteren Teil des Eiswagens leckere Spezialitäten zu verkaufen und die Kinder mit seinen Bauchrednertricks zu begeistern übernahm (was tatsächlich NIEMAND wusste) Byrds siamesischer Zwilling den Job (was seine immensen Einnahmen erklärt – Arbeitsteilung).
Dieser steht nun, seinen arg zerschossenen Zwilling am Rücken tragend, vor den DeLucas und bringt sie ebenso blutig um die Ecke wie sie seinen Bruder.
Später: Von den Kindern gemiedern macht Byrd mit seinem stinkenden Eiswagen noch immer seine Tour, seinen verwesenden Bruder hinter dem verschlossenen Verkaufsfenster.
Sehr unterhaltsamer Tobak, vermengt mit finstrem Humor.
Auch das Orginal aus Heft 27 der „Vault of Horror“ kann sich sehen lassen, obwohl die Erzählstruktur etwas holprig ausfällt. Die Geschichte liest sich in etwa so: Der alte Mr. Byrd fährt immer in seiner Leichenkutsche durch die Stadt, obwohl er kein Bestatter ist. Keiner weiss, was sich hinter den Vorhängen befindet. Aber ihr werdet es erfahren: Vor einem Jahr etwa brach man bei ihm ein, man erschoss den alten Mr. Byrd und durchwühlte seine Wohnung. Plötzlich steht er wieder vor den Mördern und zeigt ihnen seinen toten siamesischen Zwilling. Er fesselt die beiden aneinander und begräbt sie lebendig. Und seit jenem Tage fährt er in seinem Leichenwagen herum. Ein Bruder auf dem Kutschbock, der andere verwesend hinter dem Vorhang. Ende.
Eigentlich auch sehr gut, doch die Erzählweise ist nicht ganz durchdacht und zuviel Einsatz der Cryptkeeper-Erzählerfigur nimmt der eigentlichen Geschichte den Wind aus den Segeln und macht sie mehr zu einer Anekdote. Die TV-Version (41 Jahre später) bietet Humor und harte Effekte in gutem Verhältnis und erhält die klassische Plotidee in bestem Maße.
WEIRDE DETAILS:
Der Titel „Men who live in brass hearses“ lautet wörtlich übersetzt „Menschen die in Leichenwagen aus Messing leben“, macht aber nur Sinn wenn man weiss, dass der Titel wörtlich auf „People who live in glass houses“ (Wer im Glashaus sitzt…) anspielt. Während im Comic ein tatsächlicher Leichenwagen (hearse) gemeint ist, ist es in der Verfilmung der Eiswagen, der im nachhinein zum sprichwörtlichen Leichenwagen wird, was dem Titel eine ganz andere Qualität verleiht. Der deutsche Titel der TV-Episode lautete „Zwischen Müll und Leichenwagen“ und beweist aufs Neue, daß die Übersetzer weder die Folge gesehen noch eine Zusammenfassung gelesen haben – schliesslich gibt es keinen Mül und keine Müllautos, sondern nur den Eiswagen. Dumme Verwechslung. Sollte jemandem peinlich sein!
COMICS: Virgil liest den (fiktiven) Comic „Jesse James vs Predator“, vermutlich eine Verlustigung bezüglich der unzähligen Crossover der Alien und Predator Comics mit allen möglichen Superhelden Mitte der Neunziger. Mehrfach wird aber die Werbung auf der Rückseite in die Kamera gehalten, die Werbung für einen ganz und gar nicht fiktiven Comic macht. „EDDY CURRENT“ von Ted McKeever! Über Geschmack lässt sich nicht streiten!