„Suicide Desire“
„Suicide Desire“ oder Was hat es mit diesen Badewannen auf sich?
(2006) von Thomas Binder
So, das wird jetzt nicht ganz einfach: Der Film, um den es hier geht ist nämlich das erste Stück Rezensionsmaterial, mit dem mich je ein Hersteller versorgt hat. Das schmeichelt natürlich und ich würde es gerne mit einem wohlwollenden Review vergelten, aber das zu tun verbietet mir leider die Rezensentenehre.
Doch erst mal Ehre, wo sie dem Film gebührt: Das klassisch schwarz-weiß-rote (doch nicht kaiserliche) Coverdesign ist wirklich hübsch und es ist stets zu loben, wenn Amateurfilmer etwas anderes als einen Splatterfilm (meist im Wald) drehen. „Suicide Desire“ (als ich übrigens die DVD von unbekanntem Absender in meinem Briefkasten fand, glaubte ich erst, man habe mir versehentlich einen Snuff-Movie geschickt oder ich würde sieben Tage nach Sichtung von einem japanischen Geistermädchen zu Tode erschreckt) ist nämlich ein Drama, um das Ende des Lebens eines Losers namens Alex. Dieser streift während der nicht allzu langen Laufzeit durch seine (mit Metal-Postern tapezierte) Wohnung, raucht mit überdramatischer Geste und erzählt uns per Voice-Over, dass er an Depressionen leidet, seine Beziehung die Hölle ist (er bringt den vielversprechenden Punkt weiblicher Gewalttätigkeit und der Unmöglichkeit, sich gegen sie zu wehren, doch darauf geht der Film nicht weiter ein). Dazu bringt er ein paar Plattitüden darüber, dass Antidepressiva die wahren Drogen wären, während ohne erkennbaren Grund gezoomt und umgeblendet wird und immer wieder ein Schatten, welcher mir der des Kameramanns zu sein scheint, auf die Szene fällt.
Schließlich schneidet sich unser tragischer Held in der Badewanne die Kehle durch und wird von seiner Freundin gefunden, die darob fast so entsetzt ist, wie über einen nicht rausgebrachten Mülleimer (ich weiß, es gehört sich nicht, über die Schauspielleistungen von Amateuren herzuziehen, aber das… GEHT einfach nicht. Ich habe nie ein lustloseres „Nein“ schreien hören). Aus dem Jenseits erklärt er uns noch, dass psychisch Kranke Zuhörer bräuchten und keine Therapeuten und wir froh sein können, dass die Gesellschaft von ihm erlöst sei… doch wer erlöse uns von der Gesellschaft?
Hm. Tja… sorry, aber so tiefgründig, wie der Film uns glauben machen will, ist das alles nicht. Davon abgesehen ist Film ein visuelles Medium, so dass unser Held noch so viel von Gewalterfahrung, Drogen und Elend sprechen kann – wir SEHEN lediglich einen Typen, der durch seine Wohnung tigert, entsprechend wenig Eindruck macht es.
Anbei noch ein Bonus-Kurzfilm namens „Slaughterin Tribe“, welcher statt Dialoge lediglich mit eintöniger Gitarrenmusik unterlegt ist, so dass wir den verbal anscheinend ausgetragenen Konflikt der beiden Protagonisten nicht nachvollziehen können und entsprechend unberührt bleiben, wenn erst ein Drink ins Gesicht geschüttet, dann zugeschlagen und dann in der Badewanne erstochen wird, wobei die Musik zu Metal wechselt.
Ebenso ein kurzer Puppentrickfilm namens „Evil WARbie Bitch 7“, der auch nicht gut ist, aber zumindest durch sein ungewöhnliches Medium versöhnt… und auch hier steht eine Badewanne im Zentrum, zeichnet sich da ein Muster ab?
Tja… So mutlos und wenig konstruktiv mein erstes Review zu Gratis-Rezensionsmaterial…damit dürfte ich nicht gerade Nachahmer motiviert haben…
(Dirk M. Jürgens)
p
manhunter
5. September 2008 @ 23:22
Tja, hört sich sehr unbeeindruckend an. Von der „Evil WARbie“ hab ich übrigens schon gehört; das ist ein Schweizer Projekt aus dem weiteren Umfeld der Nuckleduster-Leute…