„Hogfather“
„Hogfather – Schaurige Weihnachten“ oder Komm wieder, wenn du das Buch kennst!
(2006) von Vadim Jean (TV-Zweiteiler)
Wer hätte davon zu träumen gewagt? Endlich hat man es gewagt und einen Roman aus Terry Pratchetts „Scheibenwelt“-Serie verfilmt.
Überrascht hat mich, wie vorlagengetreu der Film war und das er anscheinend ausschließlich auf Kenner der Bücher abzielte – eine kurze Einleitung über die Scheibenwelt, danach ging’s direkt los. Die ganzen bekannten Elemente wurden einfach nur so benutzt, ohne dem „Outsider“ irgendwas zu erklären. Wer und was Susan ist, erst gegen Ende des zweiten Teils in einem Nebensatz zu erwähnen bringt da auch nicht mehr viel, da der unkundige Zuschauer bis dahin schon anderthalb Stunden von ihr verwirrt wurde.
Aber das braucht mich nicht zu kümmern, ich kenne die Bücher ja (und habe schmerzlich Gastauftritte von Rincewind und dem Bibliothekar vermisst)!
Auch hier wird aber die Vorlagentreue etwas zum Problem: Viele ewig lange Szenen, sowie die langsame Erzählweise bergen in den Büchern unzählige Brüller durch Formulierungen und Fussnoten, filmisch wirken sie oft etwas stickig. – Man nehme als Beispiel das Gespräch zwischen dem Assassinen und dem Revisor, sowie das anschließende Briefing Kaffeetrinkens (ich finde es übrigens gut, dass die Synchro sich nach der Übersetzung der Bücher richtet – mag auch die schon frei sein, so ist es jedenfalls einheitlich und wer es nicht mag soll sich halt Bücher und Film im O-Ton geben) kommen kaum von der Stelle und dauern eine gefühlte Ewigkeit, auch die Arbeit der Schurken im Schloss der Zahnfee will praktisch kein Ende nehmen. Höchst unfilmisch! Die an und für sich guten Dialoge zu übernehmen wiegt nicht den Zeitverlust auf, den es verursacht.
Auch, dass Tod seine Kiefer nicht bewegen konnte, war suboptimal. Mag sein, dass es im Prinzip passte, aber für eine so zentrale Figur wirkte er dadurch etwas zu distanziert (was durch die etwas uninspirierte Kameraführung, die ihn nur selten richtig präsentiert, unterstützt wurde).
Dennoch hat mir der Film eigentlich ganz gut gefallen.
Die Ausstattung war ein Fest und ich war ständig erstaunt, wie gut die Rollen besetzt waren. Na gut, Nobby war zu humanoid, aber die Zauberer… unglaublich! Der Quästor sah exakt, wie in meiner Vorstellung aus (allerdings fehlten die Froschpillen), Susans Haartracht sagte mir natürlich auch zu, Herr Kaffetrinken war ein phänomenal unangenehmer Schurke und auch sonst konnte ich mich mit der, hier eher viktorianisch, denn mittelalterlich gestalteten Scheibenwelt wunderbar anfreunden.
Positiv überrascht hat mich, dass man auch die Tiefe am Ende beibehalten hat – Pratchetts vollkommen stimmiges Plädoyer für den Glauben barg die Gefahr, viele Leute zu verschrecken, doch man stand hier aufrecht zu den philosophischen Aspekten der Vorlage.
Fasse ich zusammen: Dass Pratchett ähnlich schwer wie Adams zu verfilmen ist, und es in seinem Werk keine Instanz wie den Reiseführer gibt, mit der man seinen Stil nachahmen könnte, dürfte klar sein. Die Entscheidung, gerade ein so spätes Buch mit so vielen Insidern zu verfilmen war mit Sicherheit etwas unglücklich („Mort“, „Wyred Sisters“ oder „Guards! Guards!“ wären sicher geeigneter gewesen), aber für den ausreichend Scheibenweltkundigen dürfte es doch eine nette Visualisierung eines einzelnen Teils sein. Ich hoffe auf weitere!
(Dirk M. Jürgens)