„Planet Terror“
“Planet Terror” oder Erlaubt ist, was tot macht
(2007) von Robert Rodriguez
Der Herr Rodriguez gehört ja schon länger zu meinen filmischen Hausgöttern, aber ich war doch schon gespannt, was er nach dem zwar coolen, aber zu verworrenen “Irgendwann in Mexiko” und dem brillanten, aber natürlich von Frank Miller dominierten “Sin City” bringen würde. Da er ja Teil des “Grindhouse”-Projekts ist, ist natürlich auch dieser Film in so weit festgelegt, als dass er die Pflicht hat, so schlockig wie möglich zu sein und den Look künstlich zu verschlechtern. Letzteres ist auch sein, meiner Meinung nach, einziges Problem – stellenweise wird es wirklich zu zerkratzt und wackelig, so dass es wirklich stört und auch nicht mehr authentisch wirkt. Ob der durch einen “Filmriss erzwungene” Handlungssprung eine gute Idee ist, weiß ich auch nicht, in jedem Fall ist er aber für einen Lacher gut und die Dreistheit, wieviel Handlung dabei übersprungen wird, nötigt Respekt ab.
Und was hat der Film ansonsten nicht alles zu bieten: Splatter in so extremer Überzogenheit, wie man ihn sonst vielleicht bei Troma-Filmen sieht (jeder einzige Revolverschuss lässt gleich Körper explodieren), Rodriguez-typische Übercoolness (sowohl Freddy Rodriguez als Revolverheld, als auch Rose McGowan mit ihrer M16-Beinprothese sind in jeder einzelnen Szene perfekt überlebensgroß inszeniert), diverse Gaststars (Tarantino beeindruckt eher wenig, Bruce Willis umso mehr und auch Michael “Texas Ranger Earl McGraw” Parks und ein sehr ungewöhnlich eingesetzter Tom Savini bieten Höhepunkte) und schrägen, tiefschwarzen Humor.
Hervorzuheben ist auch die grandiose, manchmal an Carpenter anlehnende, meist aber tänzerisch aufputschende Musik, die der Regisseur mal wieder selber komponiert hat. Wie schon “Kill Bill” (und der zwar authentischer dem alten Grindhousekino entsprechend, aber als Film selbst weniger gelungene “Death Proof”) spielt “Planet Terror” nicht in einem einfachen Film-Universum, sondern dem, was Tarantino das “Movie-Movie-Universe” nennt, will sagen, ein Universum das soviel unlogischer und überstylter ist, als das gewöhnliche Filmuniversum, wie dieses im Verhältnis zu unserem.
So tragen die Figuren Namen wie “Cherry Darling” oder “El Wray”, es stört niemanden, dass erstere ihr Beingewehr abfeuern kann, ohne den Abzug zu berühren und nachladen muss sowieso niemand. Der ganze Film ist von Anfang an auf Spaß statt ernsthaften Schreckens ausgerichtet, obwohl er stellenweise dennoch erstaunlich spannend ist und ein paar gute Schocks aufweist.
Sicher ist er kein großes Werk und verfehlt die Aufgabenstellung, indem er viel zu aufwändig und gut geschrieben ist, um dem billigen 70er-Kino zu entsprechen, aber auf jeden Fall ist er ein witziger, verspielter Splatterfilm mit interessanten Comic-Charakteren und absoluter Schamlosigkeit in Sachen Logik und Geschmack. Ein Film, wie von David Hartman gezeichnet, SO hatte ich mir die Filme Rob Zombies erhofft, von denen ich bislang so enttäuscht wurde.
(Dirk M. Jürgens)