Filmvergleich: „Batman Begins“ (2005) & „Superman Returns“ (2006)
„Batman Begins“ (2005, Christopher Nolan) & „Superman Returns“ (2006, Bryan Singer)
So, nun haben also die beiden bekanntesten und klassischsten Superhelden in kurzem Abstand ihren neuen Film bekommen. Der eine kehrt zurück, während der andere beginnt, so teilen es schon die Titel mit.
Zunächst einmal ist anzumerken, dass beide wissen, wie ihr Held zu präsentieren ist: Superman (göttergleicher Außerirdischer) strahlt und plaudert freundlich mit den Menschen, denen er geholfen hat, die Menge jubelt ihm zu, er bleibt sauber, anständig und ein Idol für uns alle. Der menschliche Batman hingegen wird (vage an Millers „Das erste Jahr“) inspiriert dunkler, bedrohlicher und mehr im Stile eines Horrorfilms präsentiert, denn je zuvor, entsprechend hat er mit Ra’s Al Ghul und Scarecrow zwei, von mir nicht so favorisierte, aber doch eher dem Unheimlichen zugetane Gegner, als zum Beispiel den schrillen Joker – dessen Erscheinen jedoch am Schluss angedeutet wird, was doch Lust auf die (angekündigte) Fortsetzung macht. Und zweifelsohne funktionieren die Szenen, in denen die Helden in Aktion treten – Supi fängt abstürzende Flugzeuge ab, lässt Kugeln an seiner Netzhaut abprallen und stemmt ganze Inseln, Batman schlägt überraschend aus dem Schatten zu, glänzt mit artistischen Kunststücken und durchgeplanten Auftritten.
Die Ansatzpunkte beider Filme sind grundverschieden: „Superman Returns“ ist eine Fortsetzung der alten Filme und setzt bis auf Kevin Spacey (grandios als Lex Luthor) auf eher unbekannte Darsteller, während „Batman Begins“ mit Christian Bale, Michael Caine, Liam Neeson, Katie Holmes, Gary Oldman, Rutger Hauer, Ken Watanabe und Morgan Freeman eine Starriege sondergleichen auffährt und einen Neuanfang wagt.
Zumindest letztere Entscheidung ist nachvollziehbar und klug – nach Burtons genialen aber doch sehr abgedrehten, sowie Schumachers überzogenen, albernen und ziemlich peinlichen Filmen schien die Franchise nicht mehr viel herzugeben. Davon abgesehen, war „Batman“ schon immer für Autoren interessanter, die ihm ihren eigenen Stil geben, und nicht viel auf Continuity achten wollten. Man denke nur an den gigantischen (und vollkommen verdienten) Ruhm von Frank Millers „The Dark Knight Returns“.
Beim neuen „Superman“ hingegen gehören gerade die Verweise auf vorherige Inkarnationen zu den Highlights – neben dem legendären ersten Comiccover ertönt sogar eine Variante des alten „Ein Vogel?“ – „Ein Flugzeug?“ – „Nein, es ist Superman!“
Ansonsten schwächelt der Film leider ein wenig daran, dass er einfach wieder einmal zu lang ist und seine Laufzeit gegen Ende einfach nicht mehr füllen kann. Nach dem Showdown geht es noch so lange weiter, als wolle man „Die Rückkehr des Königs“ in den Schatten stellen. Besonders tragisch, dass man die Zeit ausgerechnet mit schnulzigen Familienszenen um Lois Lane (inzwischen mit Mann und Kind) füllt. So klassische die Supermanszenen sind, so unpassend sind diese. Und der Schaden, den sie der Dramaturgie des Films zufügen ist enorm.
„Batman Begins“ hingegen stellte mich vollkommen zufrieden – Katie Holmes Charakter nervt zwar auch etwas, bleibt jedoch angenehm im Hintergrund um Platz für den, vom großartigen Christian Bale verkörperten Bruce Wayne zu machen. Wir alle kennen wohl die Geschichte vom tragischen Tod seiner Eltern und dass er dadurch zum Rächer wurde, aber in diesem Film wird erstmals der Weg zwischen diesen beiden Punkten beleuchtet.
Woher kommt die Batcave? Das Batmobil (hier noch unverschnörkelt und martialisch)? Und wieso zum Geier verkleidet er sich ausgerechnet als Fledermaus?
In „Batman Begins“ werden alle Fragen beantwortet.
Als Fazit kann ich also sagen, dass Batman auch in der neuen Inkarnation gegenüber dem Kryptonier eindeutig die Nase vorn hat. . .da helfen auch dessen Superkräfte nichts (und sein komisches geschupptes neues Gummikostüm eh nicht).
(Dirk M. Jürgens)