3 Comments

  1. Sebastian
    17. Januar 2011 @ 14:32

    Ein sehr schöner Bericht und ich denke, er ist zeitgemäßer als viele andere. Bravo!

  2. Graublau
    5. Mai 2015 @ 1:31

    „So betrachtet Heini mit Abscheu das kommunistische Ferienlager, wo geraucht, gesoffen, gefeiert und – SCHOCK! – mit Mädchen rumgemacht wird und zieht sich dann lieber zur vollkommen asexuellen Nazi-Konkurrenz zurück. Auch da gibt es eine Quotenfrau, aber die wird (außer, dass sie kocht) praktisch geschlechtslos präsentiert und unser Held ist auch höchst empört, als jemand es wagt, sie begehrlich zu betrachten. Meine Begleitung fasste es gut zusammen als “Der Film erzählt also seiner pubertierenden Zielgruppe, dass sie bei der HJ nie eine abbekommen?”“

    Vgl. Hans Schmid in seiner Serie „Das Dritte Reich im Selbstversuch“:
    „Beide Gruppen nehmen denselben Zug. Wenn ich die Wahl hätte (die es 1933 nicht mehr gab), würde ich mich für die Kommunisten entscheiden. Sie sind ein bunter, gut gelaunter Haufen, der zeigt, dass man auch ohne Marschformation zum Bahnhof gehen kann.“

    Auch zu dem genannten Punkt „die Bösen in den Nazi-Filmen machen das, was die Nazis in der Realität selbst gemacht haben“, hat Schmid etwas zu sagen:

    „Dabei, so [der Ethnograph Gregory] Bateson, könne es durchaus sein, dass Quex mehr über seine Macher verrate, als von diesen beabsichtigt. Ihm fiel etwas auf, das sich so ähnlich auch bei anderen NS-Filmen feststellen lässt: die Kommunisten sind das unheimliche Spiegelbild der Nazis (wohlgemerkt: die Kommunisten im Film, nicht in der Realität). Hitlerjunge Quex ist ein verkappter Doppelgänger-Film.
    (…)
    Bateson hat etwas entdeckt, das mir für die NS-Propagandafilme ganz wesentlich zu sein scheint. Die jeweils Bösen sind eine Projektionsfläche für die Ängste der Nazis; sie sind so, wie die Nazis zu werden fürchten, wenn sie ihre Triebe nicht durch Ordnung und Sauberkeit in Zaum halten. Was sich aus einer solchen Doppelgänger-Konstruktion alles machen lässt, demonstriert Veit Harlan in Jud Süß. Süß Oppenheimer installiert da eine die Bürger ausspionierende und seine Zwangsherrschaft absichernde Geheimpolizei. Im Dritten Reich waren es aber die Nazis und nicht die Juden, die über eine Gestapo verfügten.“

    • Dirk M. Jürgens
      5. Mai 2015 @ 13:01

      Schmid ist wirklich so ziemlich der fähigsten und lesenswertesten Experte zum NS-Kino. Dass die Projektion, die in den Nazi-Filmen betrieben wird, so durchgängig ist, ist mir als Gesamtbild noch gar nicht aufgefallen. Sagt eine Menge: Ein System, welches von Reinheit besessen ist erspart sich die Selbstreinigung, indem es seinen Schmutz auf andere fantasiert.
      Gibt ja bei den verschiedensten Extremisten immer wieder ähnliches zu beobachten.