Robert A. Heinlein: „Weltraum-Mollusken erobern die Erde“
„The Puppet Masters“, 1982 (dt. Ausgabe/Heyne) Science Fiction
Der ursprüngliche deutsche Titel von „The Puppet Masters“ ist auf jeden Fall schon einmal ein Hit sondergleichen – der Roman ist auch nicht schlecht. Zwar schielt immer wieder Heinleins unangenehme Weltsicht um die Ecke („…die Sicherheit aller hier Anwesenden, ja, aller Menschen überhaupt hängt von […] eurem unbedingten Gehorsam ab.“ / „Mir ist so leicht und froh zumute. Tyrannen! Euch drohen Tod und Vernichtung. Die freien Menschen kommen, um euch auszurotten!“), doch ist es kein rechtslastiges Propagandafest wie „Starship Troopers“ (längeres Review dazu demnächst), sondern eben nur Kalter Kriegs-Paranoia im Gewand einer Alien-Invasionsgeschichte.
Sie spielt in der üblichen Nahen Zukunft und ihr Held ist der Superdupermacker eines Superdupergeheimdienstes mit fliegenden Autos, Strahlenpistolen und sonstigem schönen Jungsspielzeug. Zusammen mit seinem Vorgesetzten (der auch noch sein Vater ist) und einer scharfen Kollegin (mit der ohne jede Vorbereitung auf einmal eine Liebesbeziehung da ist, die sofort und ohne jegliches kennen lernen zur Ehe führt – Ordnung muss sein) findet er heraus, dass sich kleine, schneckenartige Wesen vom Titan auf der Erde ausbreiten, die sich Mensch und Tier auf die Haut setzen und sie zu ihren Sklaven machen. Auch er selbst gerät einige Zeit unter ihre Kontrolle und ist nachher nur noch umso entschlossener, sie zu vernichten. Nachdem die wie üblich unentschlossenen und ineffektiven demokratischen Staatsorgane den Kampf lange genug aufgehalten haben, können endlich sinnvolle Maßnahmen gegen den Feind eingeleitet werden: Das Tragen von Kleidung wird bei Todesstrafe verboten, damit sich an niemanden unbemerkt ein Titanier verbergen kann.
Allein dieser abgedrehte Punkt macht das Buch recht lesenswert und kurios (wenn etwa der US-Präsident nackt eine Rede vor den Vereinten Nationen hält, um die Warnung zu überbringen und auch die Generäle ihre Konferenzen lediglich mit Pistolengurt und Rangabzeichen bekleidet abhalten) und man hätte sich gewünscht, es sein von einem linkeren, hemmungsloseren Autor wie Harlan Ellison oder Philip K. Dick geschrieben worden. Sie hätten aus den gesellschaftlichen Veränderungen oder der Identitätsverwirrung unseres Helden (der für jeden kleinen Job ein neues Aussehen und einen neuen Namen bekommt) gemacht als Heinlein, für den natürlich der fromme Hass auf die Russen…äh, Titanier im Vordergrund steht. Trotzdem ein spannendes, originelles und lesenswertes Buch; anders als „Starship Troopers“ sogar ohne Übelkeitsanfälle zu lesen.
(Dirk M. Jürgens)